Mit dem Explicit bietet Bluegrass einen Full-Face-Helm an, der durch ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen soll. Dabei will der Spezialist für MTB-Schutzbekleidung aber keinesfalls auf ein hohes Maß an Sicherheit verzichten und integriert Features, die sonst bei teureren Modellen dieser Art zu finden sind. Das Zusammenspiel aus Design, Komfort und Schutzwirkung sollen den Bluegrass Explicit zu einer attraktiven Wahl machen. Wie sich der Helm im praktischen Einsatz schlägt, haben wir in den letzten Wochen ausführlich getestet.
Die MET-Tochter Bluegrass wurde im Jahr 2010 gegründet und beschäftigt sich seit dem mit der Entwicklung von Schutzbekleidung für den Gravity-Sport. Dazu kann das Unternehmen auf die Expertise erfahrener Profi-Fahrer zurückgreifen. Zudem richtet sich Bluegrass aufgrund fehlender Normen für MTB-Protektoren nach den strengen Motorradstandards und entwickelt die Produkte laut eigenen Angaben für ein Höchstmaß an Schutz, ohne, dass Design und Komfort auf der Strecke bleiben.
In das Sortiment des Herstellers reihen sich auch drei Serien von Full-Face-Helmen ein. Dabei zählt der Brave als absolutes Top-Modell und bringt besondere Features wie die Multi-Impact-Fähigkeit mittels D3O-Material mit sich. Auf der Eurobike wurde die neuste Variante dieses Ablegers vorgestellt. Als Einstiegsmodell ist der Intox zu betrachten, der deutlich unter 100 Euro angeboten wird. Genau zwischen diesen beiden Full-Face-Helmen positioniert sich der Explicit. Letzterer ist mit einigen wichtigen Features des Brave ausgestattet, zeichnet sich aber ebenso durch den schlichten Aufbau des Intox aus.
Wir durften den Explicit einige Wochen testen und berichten euch auf den folgenden Zeilen, wie sich das mittlere Modell aus dem Sortiment an Full-Face-Helmen von Bluegrass im alltäglichen Einsatz schlägt.
Der Bluegrass Explicit im Überblick
Laut Bluegrass wurde der Explicit als leichter und robuster Full-Face-Helm für den Gravity-Einsatz entwickelt. Dazu erfolgte die Fertigung der Außenschale aus sogenanntem Composite V.I.D., was rund 40 Prozent stabiler als ein herkömmlicher Fieberglasaufbau sein soll. Im Inneren befindet sich ein Kern aus EPS-Schaum, der zum Großteil von der Polsterung überdeckt ist. Aus dieser Kombination resultiert ein Gewicht von lediglich 1.075 Gramm bei Größe L. Somit gehört der Bluegrass Explicit zu den leichteren Vertretern dieser Art.
Erhältlich ist der Helm in den drei Farbkombinationen „Blue/Red/Green“, „Cyan/Magenta/Black“ und „Matt Black/Red“. Mit XS, S, M, L, und XL deckt der Hersteller die gängigsten Kopfgrößen mit einem Umfang von 52 bis 62 Zentimetern ab.
Lieferumfang
Ausgeliefert wird der Helm mit einer Schutzhülle aus Stoff in einem einfachen Karton. Die Verpackung ist schlicht gehalten und zeigt alle nötigen Informationen.
Form, Design & Verarbeitung
Gegenüber anderen Full-Face-Helmen wirkt der Explicit recht kompakt. Bluegrass erreicht dies durch eine Anpassung der Außenschale an die jeweilige Kopfgröße. Dadurch sollen nicht nur die Proportionen optisch passen, auch die immer gleiche Schutzwirkung ist bei den unterschiedlichen Dimensionen gegeben. So wurden insgesamt drei verschieden große Außenschalen für XS/S, M und L/XL entwickelt.
Hinsichtlich der Formgebung setzt der Hersteller ein markantes Design um, dass durch eine gezielte Platzierung von Wölbungen, abgerundeten Kanten und einer einfachen Linienführung erreicht wird. Rein optisch betrachtet wirkt der Explicit dadurch sehr schnittig und dürfte auch aerodynamisch gut funktionieren.
Passend zu der Form wurden die Decals im Falle der uns vorliegenden Version sehr dezent gewählt: Der Hersteller-Schriftzug und das entsprechende Logo sind mehrfach auf dem Helm aufgebracht, aber nur dreimal als Kontrast in Rot hervorgehoben. Passend dazu wurde auch die Visierbefestigung in diesem Farbton implementiert. Insgesamt betrachtet wirkt das Design stimmig.
Die Verarbeitungsgüte geht gemessen am Preis in Ordnung. Zwar zeigt die Außenschale hier und da kleine Mängel, die aber die Funktion keineswegs beeinträchtigen. Dabei ist die Rede von nicht ganz sauberen Schnittkanten an den Lüftungsöffnungen und kleinen Staubeinschlüssen im Lack. Auch wurde die Polsterung des Kinnbereichs an der vorderen Biegung nicht ganz sauber eingeklebt. Alles Weitere am Helm zeigt aber eine angemessene Qualität.
Neue Farbvarianten für 2016
Da sich unser Testmuster bereits seit einigen Woche bei uns befindet, handelt es sich dabei um das Modell aus 2015. Rein technisch ändert sich zu den neuen Versionen für die kommende Saison nichts. Allerdings hat Bluegrass das Design überarbeitet. So wurden beispielsweise die roten Akzente gegenüber der uns vorliegenden, mattschwarzen Variante umgelagert:
Verstellsystem, Passform & Tragekomfort
Der Bluegrass Explicit kommt ohne Verstellsystem daher. Umso wichtiger ist bei solchen Full-Hace-Helmen daher ein ordentlicher Sitz. Passend zu einem Kopfumfang von 59 Zentimetern, wurde das Testmuster in Größe L gewählt. Beim ersten Aufsetzen wirkt der Helm etwas eng, ohne aber unangenehm zu drücken. Nach wenigen Minuten auf dem Kopf, fiel der Bluegrass Explicit dann aber kaum noch auf. Bei mehreren Tests auf dem Trail und im Bikepark, bestätigte sich der Eindruck: Der Helm passt perfekt und schmiegt sich hervorragend an den Kopf an – ohne zu wackeln oder zu verrutschen. Selbst bei einer längeren Bike-Session fällt der Tragekomfort sehr hoch aus. Unangenehme Druckstellen von der Polsterung entstanden zu keiner Zeit. Hinsichtlich der Passform und des Tragekomforts kann der Bluegrass Explicit überzeugen.
Beim Verschluss setzt Bluegrass auf eine bewährte Double-D-Schnalle. Der Vorteil dieses Systems liegt in der geringen Fehleranfälligkeit und dem dauerhaften sowie sicheren Halt. Mit Handschuhen ist das Öffnen und Schließen der Schnalle aber immer etwas fummelig, vor allem durch den integrierten Druckknopf, der das Verschlussband fixiert.
Das obligatorische Visier fehlt am Bluegrass Explicit ebenfalls nicht. Zum Einsatz kommt ein aerodynamisch geformtes Schild, das über zwei Öffnungen verfügt. An insgesamt drei Punkten ist das Visier fixiert. Die seitlichen Kontaktpunkte in Form zweier großer Alu-Schrauben lassen sich mit einem breiten Schraubendreher oder einem Cent-Stück anziehen oder entfernen.
Die mittlere Fixierung dient nicht nur als Befestigung, sondern auch als Führung des Verstellsystems. Letzteres ermöglicht die Anpassung des Helmschilds um ein paar Zentimeter. Zum Befestigen und Lösen der Visierverstellung dient ein Kunststoffrädchen, das mit sechs griffigen Stegen versehen ist. Dadurch wird eine einfache Justierung mit Handschuhen problemlos ermöglicht. Nachteil des Kunststoffrädchens: Auch das Gewinde besteht aus Plastik und steckt recht knapp in der Bohrung. Bei häufigen Verstellvorgängen scheint die Dauerhaltbarkeit deshalb nicht wirklich gegeben zu sein. Bei unserem Testmuster war das Gewinde durch den häufigen Einsatz bereits leicht lädiert. Bluegrass sollte an dieser Stelle auf eine Metall-Variante zurückgreifen.
Ein Features des Visiers ist die Snap-Off-Funktion: Bei einem Sturz löst sich die mittlere Halterung, wodurch das Helmschild und nicht der Kopf nach hinten weggedrückt wird. Zudem schützt diese Funktion je nach Unfallstärke vor einer irreparablen Schädigung des Visiers. Dank des Kunststoff-Clips steht diese Funktion mehrfach zur Verffügung.
Polsterung & Belüftung
Die anti-allergischen Polster des Bluegrass Explicit sind vollständig herausnehmbar und lassen sich daher auch einfach reinigen beziehungsweise waschen. Aus insgesamt vier Teilen besteht das schwarz-rote Innenfutter, das mittels Knöpfen befestigt ist. Im Kinnbereich implementiert der Hersteller weitere Gelpolster. Im Falle eines frontlastigen Sturzes wird so der Kiefer vor der harten Helmschale geschützt. Das Innenfutter fühlt sich angenehm an und kratzt nicht. Zudem kann es viel Schweiß aufnehmen, ohne direkt unangenehm zu riechen. Idealerweise sind die Kanten der Polster mit Mesh überzogen, was der Atmungsaktivität zugutekommt. Auch die optimale Passform an den entsprechenden Positionen sorgt für den hohen Tragekomfort. Ein Brillenkanal und die großzügigen Aussparungen im Bereich der Ohren verstärken den Eindruck.
Bluegrass verspricht eine hervorragende Belüftung des Full-Face-Helms, was wir auch im praktischen Einsatz bestätigen können. Durch insgesamt 17 Öffnungen und die nötigen Aussparungen im EPS-Schaum entsteht während der Fahrt eine gute Ventilation. Somit kann der Helm auch über längere Zeit problemlos getragen werden, ohne, dass der Kopf schwitzt. Erst, wenn die Geschwindigkeit abnimmt und damit der Fahrtwind deutlich nachlässt, wird es bei sommerlichen Temperaturen recht warm. Doch zu Schwitzen beginnt man erst relativ spät. Insgesamt betrachtet, fällt die Belüftung für einen Full-Face-Helm sehr gut aus.
Sichtfeld, Goggle-und Action-Cam-Kompatibilität
Das Sichtfeld des Bluegrass Explicit fällt großzügig aus und behindert den Weitblick nicht. Auch gängige Goggles lassen sich zusammen mit dem Helm nutzen. Ein Kompatibilitätstest mit verschiedenen Brillen von 100% und Uvex bestätigte dies.
Das Goggle-Band wird durch zwei Kanten an der Hinterseite des Bluegrass Explicit vor dem Verrutschen bewahrt. Dadurch ist auch sichergestellt, dass die entsprechenden Belüftungsöffnungen in diesem Bereich nicht verdeckt sind.
Eine Halterung für eine Action-Cam bringt der Bluegrass Explicit nicht mit. Dafür sind aber genügend freie Stellen vorhanden, um die Kameras von GoPro oder die TomTom Bandit mit kleinen Klebepads zu befestigen.
Schutz
Zwar lässt sich bei einem Helmtest meist nur die theoretische Schutzwirkung aufführen, doch dank der verschiedenen Zertifizierungen ist darauf im Ernstfall auch Verlass. So entspricht der Bluegrass Explicit der europäischen Norm für Fahrradhelme EN 1078. Laut dem Hersteller erfüllt das Modell auch die strengen ASTM-Vorgaben und kann deshalb bei offiziellen Rennen eingesetzt werden.
Bei einem leichten Sturz im Bikepark Winterberg konnte der Bluegrass Explicit mit einem sicheren Halt und einer Schlagdämpfung aufwarten, ohne dabei allzu großen Schaden zu nehmen. Lediglich am Visier und der Seite sind ein paar Kratzer in der oberen Lackschicht verblieben.
Fazit
In der Summe überzeugt der Bluegrass Explicit als preiswerter Full-Face-Helm, der eine hervorragende Passform sowie Belüftung mit hohem Tragekomfort und guter Schutzwirkung verbindet. Features wie die modularen Polster und die Visierverstellung mit Snap-Off-Funktion runden das Gesamtpaket zusammen mit dem puristischen Design sowie der markanten Form ab. Auch die Materialwahl fällt entsprechend gut aus. Allerdings sind an diversen Stellen kleine Verarbeitungsmängel zu finden sind, die die Funktion und Sicherheit aber keinesfalls beeinträchtigen.
Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 139,90 Euro ist der Bluegrass Explicit eine gute Wahl. Im Netz ist der Full-Face-Helm aber schon für unter 100 Euro zu finden – beispielsweise bei Amazon.
Trotz der kleinen Mängel überzeugt der Bluegrass Explicit im Gesamten und verdient sich deshalb unsere Empfehlung:
Über Bluegrass
Bluegrass ist eine hunderprozentige Tochter von MET und wurde 2010 mit dem Fokus auf Produkte für die Gravity-lastigen Disziplinen gegründet. Das Ziel von Bluegrass ist die Entwicklung von Schutzbekleidung, die effektiv schützt und zugleich sehr gute Ergnomie und größtmöglichen Komfort bietet. So werden Bluegrass-Produkte – wo möglich – nach allgemein anerkannten Normen und Standards für Schutzausrüstungen geprüft. Da es keine eigenen Normen für Radsportschutzbekleidung gibt (außer für Fahrradhelme), prüft Bluegrass die Wirksamkeit anhand der Normen für Schutzbekleidung aus dem Motorradsport gegen mechanische Belastungen. (Quelle: Bluegrass/Hartje)
Fazit
Mit dem Bluegrass Explicit erhält der Käufer einen Full-Face-Helm mit hoher Funktionalität und Sicherheit gepaart mit guten Features zu einem vergleichsweise günstigen Preis.
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DESIGN / OPTIK9
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VERARBEITUNG7
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TRAGEKOMFORT9
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PASSFORM10
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BELÜFTUNG9
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SCHUTZ9
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Sichtfeld9
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Verschlusssystem7