Das Ghost Square Urban X 7 reiht sich in die gehobene Klasse der Urban-Bikes mit Riemenantrieb ein und richtet sich an den modernen Commuter. Im Fokus stehen Design, Funktionalität sowie eine hohe Zuverlässigkeit. Deshalb setzt der Hersteller auf einen markanten Rahmen und integriert eine hochwertige Ausstattung. Bei den Komponenten greift Ghost auf Teile aus Shimanos Alfine-Gruppe, das Conti-Riemensystem und eine LED-Beleuchtung von Supernova zurück. Ob das Square Urban X 7 damit ein zuverlässiges Urban-Bike ist, konnten wir fast ein Jahr lang testen. Dabei haben wir bei allen Wetterlagen knapp 3.000 Kilometer zurückgelegt.
Auf der Berliner Fahrradschau 2016 präsentierte Ghost erstmals die Square-Familie für den Einsatz im städtischen Umfeld, die in verschiedenen Versionen an unterschiedliche Käuferschichten gerichtet ist: Neben Trekking- und Cross-Rädern umfasst die Serie mit dem Times-Ableger einen schnellen Stadtflitzer sowie die Urban-Modelle für Commuter. Letztere bietet das bayrische Unternehmen in Varianten für Männer und Frauen an. Allen gemein ist der wartungsarme Riemenantrieb mit Nabenschaltung.
Das Square Urban X bildet dabei die Spitze unter den Urban-Modellen von Ghost und weist eine durchdachte Ausstattung mit Fokus auf geringe Wartung auf. Dazu gehört neben der Nabenschaltung und dem Riemenantrieb, ein hochwertiger Nabendynamo, eine LED-Beleuchtung, hydraulische Scheibenbremsen und zum Rahmen passende Schutzbleche sowie ein Trägersystem für Gepäcktaschen.
Für unseren Dauertest stand uns das Ghost Square Urban X 7 zur Verfügung, das wir in den vergangen Monaten knapp 3.000 Kilometer in der Stadt und bei ländlichen Touren bewegt haben. Ob sich das Bike dabei zuverlässig geschlagen hat und welche Besonderheiten uns während des Testzeitraumes aufgefallen sind, erfahrt ihr in diesem Artikel. Aufgrund der Menge an zurückgelegten Kilometern können wir zudem eine grobe Einschätzung zur Haltbarkeit der Komponenten geben, was bei einem normalen Kurztest nicht möglich gewesen wäre.
Das Ghost Square Urban X 7 im Detail
Das Ghost Square Urban X 7 präsentiert sich in einem eigenständigen und frischen Design als modernes Urban-Bike. Vor allem der markante Rahmen mit dem massiven Unterrohr und dem üppig dimensionierten Hinterbau sorgt im Zusammenspiel mit den klaren Linien für ein spezielles Aussehen.
Abgerundet wird das moderne Design durch die graue Pulverbeschichtung und das dezente Dekor. Einige der Schriftzüge sind retroreflektierend und sollen so für zusätzliche Sichtbarkeit im Straßenverkehr sorgen.
Neben dem Design zeichnet sich der Rahmen des Ghost Square Urban X 7 durch spezielle Features aus, die die Optik noch weiter verbessern. Dazu gehören unter anderem die Züge, die in einer Aussparung im Unterrohr versteckt wurden. Dadurch sind die Leitungen von der Seite nahezu unsichtbar, aber trotzdem zur Wartung leicht zu erreichen.
An weiteren Stellen des Bikes zeigt sich der Fokus auf ein einheitliches Design: Für den Rahmen des Square Urban X hat Ghost eine massive Starrgabel aus Aluminium konzipiert, die zum einen Steifigkeit in das Rad bringt und sich zum anderen optisch homogen in das Konzept einfügt. Die Starrgabel erlaubt zudem den direkten Anbau einer Postmount-Bremse. Ohne Adapter darf demnach eine Scheibe mit einem maximalen Durchmesser von 160 Millimetern zum Einsatz kommen.
Daneben dient die Gabel als Halterung für das Frontschutzblech, das nur am oberen Teil befestigt ist und sich in der Höhe verstellen lässt. Ghost greift hierfür nicht auf einen Drittanbieter zurück, sondern konstruiert eine eigene Lösung. Dementsprechend sind die 40 Millimeter breiten Schutzbleche an das Design des Bikes angepasst und fallen durch das spezielle Profil und die hohe Wandstärke sehr stabil aus. Aus diesem Grund verzichtet der Hersteller am Vorderrad auf zusätzliche Haltestreben.
Auch am Heck ist ein solch massives Schutzblech montiert. Selbiges wurde an einer Stelle am Rahmen fixiert und wird ansonsten von den beiden seitlichen Trägern gehalten. Diese zwei Streben, sind an zwei Punkten mit dem Hinterbau verbunden und ersetzen einen gewöhnlichen Gepäckträger. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Haltesystem für Gepäcktaschen. Eine solche Umsetzung spart nicht nur Gewicht, sondern erzeugt zudem eine schnittige Optik.
Doch die Schutzbleche haben noch eine zweite Funktion: Ghost stattet die X-Ableger der Urban-Serie mit einer LED-Beleuchtung ab Werk aus. Front- und Heckstrahler sitzen direkt auf den Schutzblechen. Die Kabel werden an der Innenseite entlanggeführt und sind nur vereinzelt von außen zu sehen.
Das eigenständige Design des Ghost Square Urban X 7 zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Bike und verdeutlicht, welchen Wert das Unternehmen darauflegt. Vor allem, weil Gabel, Gepäckträger und Schutzbleche nicht einfach aus dem bestehenden Sortiment oder von Drittanbietern genutzt wurden.
Geometrie
Der Blick auf die Geometriedaten des Ghost Square Urban X 7 verdeutlicht, dass das Urban-Bike stärker auf Komfort als auf Sportlichkeit ausgerichtet ist. Das untermauern die langen Kettenstreben und der eher moderate Reach. Der Fahrer sitzt anhand dieser Angaben theoretisch deutlich aufrechter als beispielsweise beim Cube Hyde Race auf dem Rad. Auch der lange Radstand deutet eher auf eine laufruhige statt einer verspielten Ausrichtung hin.
Die folgende Tabelle zeigt die Details zu den verschiedenen Rahmengrößen des Männer-Modells:
Rahmengröße |
S |
M |
L |
XL |
---|---|---|---|---|
Rahmenhöhe | 470 mm | 520 mm | 570 mm | 620 mm |
Sitzrohrwinkel | 73,5 ° | 72,5 ° | 72,5 ° | 72 ° |
Obberrohrlänge | 580 mm | 595 mm | 610 mm | 625 mm |
Steuerrohrlänge | 160 mm | 165 mm | 185 mm | 205 mm |
Lenkwinkel | 70 ° | 70 ° | 71 ° | 71 ° |
Kettenstrebenlänge | 455 mm | 455 mm | 455 mm | 455 mm |
Überstandshöhe | 735 mm | 770 mm | 815 mm | 855 mm |
Reach | 391 mm | 393 mm | 400 mm | 403 mm |
Stack | 636 mm | 641 mm | 664 mm | 683 mm |
Tretlagerabsenkung | -60 mm | -60 mm | -60 mm | -60 mm |
Radstand | 1.105 mm | 1.108 mm | 1.112 mm | 1.121 mm |
Laufradgröße | 28 Zoll | 28 Zoll | 28 Zoll | 28 Zoll |
Ausstattung
Riemenantrieb von Conti und Alfine-Nabenschaltung
Ein Urban-Bike soll möglichst zuverlässig und wartungsarm sein, deshalb greifen die namhaften Hersteller vermehrt auf die Kombination aus Riemenantrieb und Nabenschaltung zurück. Dieses Prinzip verfolgt auch Ghost: Zum Einsatz kommt beim Square Urban X 7 aus dem Modelljahr 2017 ein Riemensystem von Continental, das mit einer geringeren Spannung als das Gates-Gegenstück auskommt. Die Vorteile sollen weniger Verschleiß und eine einfachere Handhabung sein. Letzteres ergibt sich aus der simpleren Einstellung der Riemenspannung. Anders als bei Gates, wird bei Conti dafür kein Spezialwerkzeug benötigt.
Der acht Millimeter breite Riemen weist eine Länge von 1.344 Millimetern auf, kommt gegenüber einer Kette komplett ohne Fett aus und soll zudem eine deutlich höhere Lebensdauer bieten. Bei den Riemenscheiben greift Ghost auf die Conti-Einstiegsvarianten zurück: Hinten und vorne sind die Ableger aus Kunststoff verbaut. Die kleine Riemenscheibe an der Nabe verfügt zudem über Edelstahleinsätze, die die Haltbarkeit verbessern sollen.
Als Nabenschaltung kommt die Shimano Alfine mit acht Gängen zum Einsatz. Das Modell „SG-S7000-8“ liefert eine Übersetzungsbandbreite von 307 Prozent und konnte sich – gemessen am Preis – bereits als zuverlässige sowie wartungsarme Lösung bewähren.
Hinsichtlich der Antriebskonfiguration bewegt sich das Ghost Square Urban X 7 auf einem üblichen Level: Die Nabenscheibe ist mit 20 und die Kurbelscheibe mit 39 Zähnen ausgestattet. In Kombination mit der Alfine-8-Gang-Nabe erreicht das Urban-Bike eine Übersetzung von 1 : 3,15. Dieses Verhältnis reicht im Stadtverkehr sicherlich aus und lässt sogar Spielraum für leicht bergige Strecken. Bei einer Trittfrequenz von 80 Umdrehungen pro Minute sind theoretisch 33 Kilometer pro Stunde zu erreichen. Die Entfaltung dieser Antriebskonstellation liegt laut Ritzelrechner zwischen 2,23 und 6,83 Metern.
Laufräder und Reifen
Die Reifen-Laufrad-Kombination, die Ghost beim Bike verbaut, setzt sich aus Produkten verschiedener Hersteller zusammen. Von Rodi stammt die Hohlkammerfelge aus Aluminium mit dem Namen „Excalibur“, die eine Innenweite von 19 Millimetern aufweist.
Der ein oder andere dürfte von der Reifenwahl irritiert sein, denn verbaut sind Slicks: Die Continental Sport Contact II im Format 32 x 622 (28 Zoll) sollen durch die spezielle Gummimischung bei trockenen und sogar nassen Straßenverhältnissen für ein effizientes Vorankommen bei gleichzeitig guter Bodenhaftung sorgen. Der Drahtreifen wiegt 470 Gramm und bietet einen integrierten Pannenschutz aus kevlarverstärktem, hochfestem Nylongewebe. Conti verspricht Stich- und Schnittfestigkeit, ohne, dass der Rollwiderstand spürbar zunimmt.
Hydraulische Scheibenbremsen von Shimano
Ausgestattet ist das Ghost Square Urban X 7 mit einem hydraulischen 2-Kolben-Bremsensystem aus dem Einsteiger-Segment von Shimano. Das Modell BR-M315 an Front und Heck soll in Kombination mit den beiden 160-Millimeter-Rotoren die nötige Verzögerung sicherstellen. Ab Werk sind die Bremssättel mit Resin-Belägen bestückt.
LED-Beleuchtung von Supernova
Ghost verbaut an Heck und Front des Square Urban X 7 eine hochwertige LED-Beleuchtung von Supernova. Beide Lichter sind „Made in Germany“ und gehören zu den Top-Modellen der jeweiligen Kategorie. Vorne wurde der E3 Pure 3 auf dem Schutzblech montiert, der als einer der kleinsten und hellsten Scheinwerfer mit StVZO-Zulassung gilt. Dank Alugehäuse ist das kleine Licht nicht nur schick, sondern auch noch sehr robust gegenüber äußeren Einflüssen. Mit nur 90 Gramm wiegt der Supernova E3 Pure 3 zudem sehr wenig. Die Helligkeit ist mit 205 Lumen angegeben. Zusätzlich bietet der LED-Scheinwerfer eine Standlichtfunktion für fünf Minuten.
Der kleine LED-Strahler am Heck stammt ebenfalls von dem deutschen Unternehmen und stellt die optimale Ergänzung zum Front-Licht dar. Das E3 Tail Light 2 gehört zu den hellsten Rücklichtern mit StVZO-Zulassung und wiegt laut Hersteller nur 12 Gramm. Das leichte und kleine Format ergibt sich aus der Tatsache, dass die Standlichtelektronik mit im Frontscheinwerfer integriert wurde.
Die nötige Energie für die Lichtanlage liefert der Fahrer über einen Shimano-Nabendynamo mit drei Watt Ausgangsleistung. Das Modell stammt aus der Alfine-Linie und zeigt sich in schwarzer Eloxierung.
Cockpit
Das Kernstück des Cockpits bildet der 700 Millimeter breite und gerade Lenker. Daran montiert sind die beiden ergonomischen GP1-Griffe aus dem Hause Ergon, welche effektiv schmerzenden Händen oder tauben Fingern entgegenwirken sollen.
Daneben befinden sich noch Brems- und Schalthebel am Lenker. Ghost verbindet selbigen mit einem 90 Millimeter langen Vorbau.
Sitzbereich
Der Sattel stammt aus dem Regal von Ghost und verfügt über einen Square-Schriftzug. Das Modell ist recht sportlich geschnitten, weist aber auch einige Komfort-Merkmale auf. Letztere zeigen sich vor allem in der Polsterung und der Sitzbreite.
Weitere Ausstattung
Ab Werk verfügt das Ghost Square Urban X 7 außerdem über einen Ständer von Pletscher aus Alu-Druckguss. Dieser lässt sich in der Höhe verstellen und wiegt etwas über 300 Gramm.
Gewicht
Das Ghost Square Urban X 7 bringt in Größe L mit der aufgeführten Ausstattung inklusive Schutzblechen, Ständer und den beiden Trägern für Gepäcktaschen von uns gemessen 14,8 Kilogramm auf die Waage. Allein die Alfine-Nabe wiegt hierbei bereits 1.670 Gramm. Damit liegt das Urban-Bike auf einem guten Niveau – wenn auch nicht auf der Spitzenposition.
Verarbeitung
Beim Thema „Verarbeitung“ zeigt sich das Square-Modell von der besten Seite. Nicht nur die Qualität des Rahmens bewegt sich auf einem hohen Level, auch die Pulverbeschichtung wurde sauber und gleichmäßig aufgetragen. Hinsichtlich der Montage kann das Ghost Square Urban X 7 ebenso durchgehend überzeugen. Insgesamt wirkt das Bike sehr hochwertig, was Verarbeitung, Komponentenwahl und den Zusammenbau ab Werk angeht.
Das Ghost Square Urban X7 im Praxiseinsatz
Knapp 3.000 Kilometer konnten wir das Ghost Square Urban X 7 bisher bewegen. Den Großteil der Testzeit waren wir in Hamburg unterwegs. Dabei musste sich das Rad vor allem im hektischen Berufsverkehr unter Beweis stellen und dem harten Alltag in einer Großstadt standhalten. Doch zur gemütlichen Tour auf dem Land kam das Modell genauso zum Einsatz.
Genutzt wurde das Ghost Square Urban X 7 in der Rahmengröße L, die der Hersteller für Fahrer ab 1,81 Metern empfiehlt.
Fahreigenschaften
Bereits beim ersten Aufsitzen zeigt sich, dass die Größenvorgabe seitens Ghost gut passt. Allerdings wurde dabei auch klar, dass das Square Urban X 7 etwas höher ausfällt und eine moderate Reach-Länge aufweist. Daraus resultiert eine komfortable, aufrechte Sitzposition, die sich aber immer noch ein Stück weit sportlich anfühlt, da der Hersteller einen 90 Millimeter langen Vorbau installiert hat. Diese Kombination gefällt und animiert dazu, das Rad schnell nach vorne zu bewegen. Passend dazu bietet das Urban-Bike auch einen ordentlichen Vortrieb und lässt sich gut beschleunigen.
In der Stadt zeigte sich dann, dass das Ghost Square Urban X 7 trotz der etwas längeren Kettenstreben von 455 Millimetern immer noch agil genug ist, um sich zwischen engen Hindernissen auf dem Radweg oder der Straße hindurchzuschlängeln. Selbst bei hektischen Fahrmanövern bietet das Rad ausreichen Spielraum, ohne, dass das Sicherheitsgefühl schwindet. In den Disziplinen „Geradeauslauf“ und „Spurtreue“ kann das Urban-Bike ebenfalls punkten: Auf schnellen Geraden fährt sich das Square-Modell sehr sicher und laufruhig.
Die gewählte Übersetzung mit 39 und 20 Zähnen in Kombination mit der Shimano Alfine 8 ist für die Fahrt in der Stadt ausreichend und ermöglicht bei hoher Kadenz Geschwindigkeiten von weit mehr als 30 Kilometern pro Stunde. Wer schneller mit dem Rad unterwegs sein will, muss größere Riemenscheiben verbauen, damit der Wert der Primärübersetzung im Toleranzbereich bleibt. Ghost selbst bewegt sich mit der gewählten Konfiguration innerhalb davon und liegt mit den verbauten Riemenscheiben nahe am Maximum.
Der Riemenantrieb kommt nicht nur ohne Öl und Kettenschutz aus, sondern sorgt zudem für ein enorm leises Fahrgeräusch. Dadurch ist das Urban-Bike nahezu lautlos, was dem Fahrgenuss entgegenkommt. Wenig auffällig sind auch die Bremsen, die zwar halbwegs verzögern aber gerne etwas kräftiger und bissiger sein dürften.
Stabile Schutzbleche mit leichten Schwächen
Die verbauten Schutzbleche sind sehr stabil und mit massiven Befestigungen am Rahmen fixiert, sodass es nur selten auf Kopfsteinpflaster oder beim Befahren von harten Bordsteinkanten leicht rattert. Hier punktet die von Ghost gewählte Lösung durch einen guten Halt.
Natürlich haben wir das Ghost Square Urban X 7 auch bei bestem norddeutschen Wetter bewegt. Egal ob Wind oder Regen, in allen Lebenslagen wurde das Bike eingesetzt. Dabei konnten wir ausführlich testen, wie gut die Schutzbleche bei Nässe funktionieren. Dank der Breite von 40 Millimetern wird der verbaute 32-622-Reifen vom mehr als ausreichend abgedeckt, was dafür sorgt, dass das Spritzwasser seitlich gut aufgefangen wird. Allerdings könnte das Vordere Schutzblech weiter nach unten gezogen sein, denn bei Regenfahrten sind die Schuhe fast immer nass. Bei verschmutzter Fahrbahn steigen die Dreckspitzer sogar bis zur Hälfte des Unterrohres hoch und erreichen so die Hosenbeine im Bereich des unteren Schienbeins. Daraus resultiert zudem der Umstand, dass die Aussparung für die Leitungen oft stark verschmutzt sind. An dieser Stelle könnte der Hersteller gerne zweifach nachbessern: Die Schutzbleche vertragen eine Verlängerung aus Kunststoff oder Gummi und am Unterrohr würde sich eine Abdeckung für die Leitungen anbieten.
Slick-Reifen als überraschend gute Wahl
Die von Ghost verbauten Reifen aus dem Hause Continental bieten guten Halt auf Asphalt und sorgen für ein effizientes Vorankommen. Beides gilt nicht nur, wenn die Fahrbahn nahezu trocken ist. Bei Nässe zeigen die Slicks durch die gewählte Gummimischung ebenfalls ein gutes Verhalten und bieten trotz fehlendem Profil eine gute Bodenhaftung. Erst, wenn die Fahrbahn stark verschmutzt oder sandig ist, verlieren die Reifen merklich an Halt.
Trotz fehlendem Profil und der recht schmalen Ausführung, hatten wir auf den 3.000 Kilometern nur einen einzigen Plattfuß, der aus dem Überfahren einer kleinen Glasscherbe resultierte. Ein gutes Ergebnis, wenn die Gegebenheiten in der Stadt betrachtet werden: Scherben, scharfkantiger Split, zahlreiche Dornen und harte Kanten durch den schlechten Zustand der Radwege. Bei der Pannensicherheit konnte der Conti-Reifen somit überzeugen.
Kräftige Beleuchtung sorgt für gute Sicht und Sichtbarkeit
Im Test hervorgestochen ist auch die Beleuchtung von Supernova. Das Frontlicht leuchtet den Weg nicht nur angenehm hell, sondern auch sehr breit aus. Eine einspurige Straße wird über die gesamte Breite homogen angestrahlt. Gut ist, dass die Helligkeit schön gleichmäßig verteilt wird und der Hersteller auf einen hellen Spot in der Mitte verzichtet. Das führt zu einer guten Sicht, aber auch zu einer guten Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Letzteres gilt auch für die Rückleuchte, die garantiert, dass der Fahrer selbst bei schlechten Wetterbedingungen gut gesehen wird. Dank integrierter Standlichtfunktion ist der Fahrer auch an Ampeln immer noch gut zu sehen.
Träger für Gepäcktaschen als willkommene Ergänzung
Die Träger am Heck des Ghost Square Urban X 7 wirken recht unscheinbar, erfüllen den angedachten Zweck allerdings hervorragend. Verschiedene Taschensysteme konnten am Rad überzeugen und sitzen sehr gut. Weil die Streben enger als konventionelle Gepäckträger zusammenliegen, sitzt auch die gewählte Tasche näher am Rad. Das resultiert in einem geringen, seitlichen Überstand und fördert die Schnittigkeit des Bikes.
Haltbarkeit und Verschleiß
Da wir das Ghost Square Urban X 7 nun etliche Kilometer genutzt haben, können wir auch eine Aussage zur Haltbarkeit treffen. Während der gesamten 3.000 Kilometer gab es keinen überraschenden Schaden oder Probleme mit den Komponenten. Somit zeichnet sich das Urban-Bike als erstklassiges und vor allem zuverlässiges Commuter-Rad aus.
Beim Verschleiß sieht es ähnlich gut aus: Zwar sind leichte Abnutzungsspuren am Riemen und den Riemenscheiben zu erkennen, allerdings sehr gering. Wir gehen daher von einer langen Nutzungsdauer aus, bevor die Elemente des Antriebs ersetzt werden müssen.
Auch an den Reifen sind minimale Abnutzungsspuren zu finden: Die angeraute Schicht der Slicks ist bereits heruntergefahren. Vielmehr Verschleiß zeigen die Reifen aber nicht.
Wartungsaufwand
Aufgrund des geringen Verschleißes präsentiert sich das Ghost Square Urban X 7 als wartungsarmes Urban-Bike. Nichtsdestotrotz steht irgendwann ein Wechsel der Reifen, des Riemens oder der Riemenscheiben an. Bei den meisten Arbeiten muss dafür das Hinterrad ausgebaut werden, was sich erfahrungsgemäß als recht aufwendig herausstellte. Dank eines platten Reifens am Heck durften wir die Komplexität kennenlernen. Um das Hinterrad auszubauen sind mehr Teile als üblich vom Bike zu bauen: Zunächst muss der hintere Bremssattel demontiert werden. Dann sind die Achsmuttern zu entfernen, der Zug der Nabe auszuhängen und die Luft vom Reifen abzulassen. Erst dann lässt sich das Hinterrad entnehmen.
Beim Einbau muss hingegen die korrekte Riemenspannung überprüft und eingehalten werden. Dann ist noch die Bremse korrekt zu montieren und schleiffrei einzustellen. Für geübte Fahrradschrauber sollte dieser Umstand aber einfach zu bewältigen sein.
Fazit
Mit dem Square Urban X 7 hat Ghost ein Urban-Bike kreiert, das der Klassenvorgabe mehr als gerecht wird. Das Modell kann als perfektes Commuter-Rad überzeugen. Dafür sind vor allem die wartungsarmen und zuverlässigen Komponenten verantwortlich, die mit einer hervorragenden Funktion punkten können. Egal ob Nabenschaltung, Riemenantrieb oder LED-Beleuchtung, alles hat in der Praxis einwandfrei und dauerhaft problemlos gearbeitet – wohlgemerkt bei allen Wetterverhältnissen. Hinzukommen noch die guten Fahreigenschaften und das effiziente Vorankommen in der Stadt und auf dem Land. Abgerundet wird das Ganze durch das – für unsern Geschmack – ansprechende Design und die hochwertige Verarbeitung.
Obwohl das Urban-Bike nahezu in allen Punkten überzeugen kann, gibt es ein paar Details, die der Hersteller gerne verbessern darf. Dazu gehört unter anderem das recht kurze Schutzblech an der Front, das Nässe und Schmutz recht hoch spritzen lässt. Eine Abdeckung für die Leitungen am Unterrohr wäre ebenfalls wünschenswert. Außerdem würden dem Rad etwas bissigere und kräftigere Bremsen gut stehen.
Insgesamt betrachtet ist es Ghost gelungen Design, Funktion und Zuverlässigkeit im Square Urban X 7 optimal zu kombinieren. Zudem ist der empfohlene Verkaufspreis von 1.199 Euro fair kalkuliert. Daher können wir das Urban-Bike jedem ans Herz legen, der ein verlässliches und mit wenig Wartungsaufwand jederzeit einsatzbereites Rad für die Stadt sucht.
Ghost Square Urban X 2018: Die Änderungen
Für das Modelljahr 2018 hat Ghost die Square-Modelle überarbeitet. Beim Riemensystem greift der Hersteller nun auf Gates statt auf Conti zurück. Auf Nachfrage bei Ghost wurde die bessere Riemenführung als Grund genannt. Abgesehen davon hat Conti das 8-Millimeter-Riemensystem eingestellt und liefert in diesem Frühjahr die neue 10-Millimeter-Version aus. Zudem verfügen die Modelle des Ghost Square Urban 2018 an einigen Stellen über andere Komponenten. Die Kernfunktion der Räder bleibt damit aber quasi identisch zu den bisherigen Varianten und vor allem zu dem von uns getesteten Ableger der Serie.
Umstrukturiert wurde auch die Modellpalette: Der Nachfolger des von uns getesteten Urban-Bikes ist knapp 300 Euro teurer, verfügt dafür aber über die Alfine-11-Gang-Nabe von Shimano und eben den Gates-Antrieb.
Über Ghost
Ghost-Bikes wurde 1993 von den jungen Bike-Enthusiasten Uwe Kalliwoda und Klaus Möhwald im nordbayerischen Waldsassen/Oberpfalz gegründet. Die Marke entwickelt und produziert hochwertige Fahrräder für Profifahrer wie Freizeitsportler: Das Sortiment umfasst Mountainbikes, Rennräder, Trekking und E-Bikes sowie urbane Modelle. Darüber hinaus ist Ghost als engagierter Sponsor einiger der weltbesten MTB-Teams und Athleten bekannt. Das stark wachsende Unternehmen zählt international 335 Mitarbeiter, wovon derzeit 135 Mitarbeiter am Heimatstandort Waldsassen beschäftigt werden. Neben Firmenstandorten in den Niederlanden, Spanien, Korea, Südchina und Taiwan fokussiert sich Ghost zukunftsorientiert auf die Produktion in Deutschland. In Waldsassen werden schon jetzt rund 70 Prozent aller Ghost-Fahrräder gefertigt. (Quelle: ghost-bikes.de)
Wertung
-
Design / Optik10
-
Verarbeitung10
-
Ausstattung8
-
Fahreigenschaften9
-
Zuverlässigkeit9
-
Beleuchtung10
-
Schutzbleche7
6 Kommentare
Hallo,
eine Frage zum Thema Gepäckträger: Welches sind denn die „verschiedenen Taschensysteme“, die Euch überzeugen konnten?
Ich habe bislang noch keine ‚überzeugende‘ Lösung aus dem Standard-Programm von Vaude, Ortlieb u.a. gefunden; bei meinen Montage-Versuchen sitzen die Haken alle so locker, dass sie auf dem Rechteck-Rohr klappern und verrutschen…
Gibt es Adapter, um von dem rechteckigen Querschnitt der Gepäckträger-Rohre auf einen runden Querschnitt zu kommen, auf den eigentlich alle konventionellen Taschensysteme ausgerichtet sind?
Danke und Gruß
Hallo Martin,
wir hatten zum Beispiel die Vaude Aqua Back Plus im Einsatz. Die Tasche hielt mit dem Fixierhaken und den oberen Clips sowie den gummierten Inlays gut. Verrutscht ist dabei nichts.
Welche Taschen hast Du ausprobiert?
Grüße
Hallo,
Danke für den Bericht!
Könnt ihr sagen, wieviel Gewicht der Gepäckträger an jeder Seite halten kann (einkaufen fahren) – und ob ein Korb aufgebaut werden kann?
Danke, Thomas
Hallo Thomas,
freut uns, dass der Test gefällt. Wie viel Gewicht der Gepäckträger aushält, ist eine gute Frage. Eine längere Fahrt mit zwei Getränketrägern (6×1,5l) war allerdings kein Problem. Die Frage kann leider nur Ghost genau beantworten.
Grüße
Hallo in die Runde,
mich würde sehr interessieren ob an das Square Urban X 7.8 AL W, also die Frauen Version eine Aufnahme für Römer Kindersitze ans Sattelrohr passt?
Vielen Dank im Voraus und beste Grüße
Ruwen
Hallo,
hier mein Langzeit-Erfahrungsbericht zum Ghost Square nach 6 Jahren.
Einsatzprofil: Ganzjahres/Allwetter-Einsatz im Stadtbereich ca. 2000 km/Jahr
Nov. 2017:
Modell Urban 3 gekauft (bei Brügelmann) als ‚Selbstversuch‘:
– Mein erstes Rad mit Riemenantrieb
– Die Idee der 2-Gang-Automatik-Nabe (SRAM Automatix) für die Stadt (Lübeck – norddeutsches Flachland) fand ich sehr interessant und wollte die in der Praxis probieren.
Als erstes habe ich den Lenker beidseitig und ca. 6-8 cm gekürzt; was soll so ein überbreiter MTB-Lenker auf einem Stadtrad??? (zur Erinnerung: Das Modell nennt sich ‚Urban‘)
Habe das Rad dann noch ganzjahres-tauglich gemacht durch Austausch des Vorderrads gegen eines mit Nabendynamo und Montage/Verlegung von Front- und Rücklicht (Batteriebeleuchtung hat mich nach einigen Monaten Herbst/Winterbetrieb nicht mehr überzeugt).
Okt. 2018 (ca. 2000 km):
Nach knapp einem Jahr ohne Auffälligkeiten (und Zufriedenheit/Begeisterung mit der Automatix-Nabe) ist der Zahnriemen gerissen beim Anfahren an einer leichten Steigung ;-(
-> Internet-Recherche ergab, dass Conti das Riemen-Programm eingestellt und eine Rückrufaktion gestartet hatte, die bei mir aber nie ankam. Nach Kontakt mit Brügelmann bekam ich die Teile zum Umbau auf Gates-Riemensystem kostenlos zugeschickt; den Einbau habe ich selber vorgenommen.
Herbst 2020 (ca. 6000 km):
Der Riemen (CDN-Version) fängt an, überzuspringen (anscheinend verschleissbedingt) ; nach einigen Monaten im Frühjahr 2021 Austausch gegen den CDX-Riemen
April 2023 (ca. 11000 km):
Irgendwo im Antrieb sind knirschende Geräusche zu hören und auch ein ‚Mahlen‘ in den Pedalen zu spüren; der Austausch des Tretlagers (meine Vermutung der Ursache) bringt keine Verbesserung; die Ursache liegt in der Nabe. Beim Öffnen der Nabe finde ich eine zerbrochene Wellenscheibe; Reinigung und neues Fett bringen aber keine Verbesserung; das Knirschen und Quietschen beim Fahren wird bis zum Spätsommer immer stärker, obwohl die Nabe weiterhin einwandfrei zwischen den beiden Gängen schaltet.
Okt. 2023 (ca. 12000 km):
Austausch des Hinterrads gegen ein gebrauchtes Laufrad mit 8-Gang Nexus-Nabe; ich konnte auf dem Gebrauchtmarkt Rad finden, dass ebenfalls Scheibenbremse und Riemenscheibe hat; musste ich allerdings wegen der Riemenlänge die ’neue‘ Riemenscheibe (22 Zähne) gegen meine bisherige austauschen (24 Zähne).
Zwischenfazit Okt. 2023/13000 km:
Der Rahmen ist super; das schlichte Konzept überzeugt und sieht schick aus; die Aussparung am Unterrohr ermöglicht eine ‚unsichtbare‘ Verlegung von z.B. Kabeln für Licht; der Standard-Lenker ist nicht Stadt-tauglich (höchstens für Poser); die Automatix-Nabe war leider nicht dauerfest (kann natürlich auch ein Einzelfall sein); der Gepäckträger lässt nur sehr wenige Standard-Taschen zu, die dann auch eine zusätzliche Absicherung benötigen, damit die Tasche nicht in die Speichen kommt; die Scheibenbremsen (Tektro) brauchen verschleissbedingt mal neue Beläge, tun es aber ansonsten zuverlässig.