Bei unserem Weihnachtsgewinnspiel konnte ein glücklicher Gewinner als attraktiven Hauptpreis die neue, innovative MTB-Bremse aus dem hause BFO im Wert von fast 600 Euro abgreifen. Einzige Vorgabe: Es sollte ein kurzer Erfahrungsbericht zur Brake Force One H2O verfasst werden, der einen Eindruck zum praktischen Einsatz und dem Handling vermittelt. Inzwischen ist der User-Artikel entstanden, den wir euch nicht länger vorenthalten möchten.
Zur Eurobike 2015 hat BFO eines der wohl spektakulärsten, aber auch umstrittensten Produkte präsentiert – eine Bremse, die mit Wasser statt Öl funktioniert. Gepaart mit den Features der vorherigen Modell-Generation soll die H2O von Brake Force One nicht nur massive Power mit geringer Handkraft liefern, sondern auch einen knackigen Druckpunkt bieten und einen umweltfreundlichen sowie einfachen Umgang ermöglichen.
Passend zur Ankündigung winkte die BFO H2O als Hauptgewinn bei unserer Weihnachtsverlosung. Da es sich bei dem Preis um ein sehr hochwertiges und kostspieliges Produkt handelt, wollten wir vom Gewinner einen kleinen Erfahrungsbericht zur Brake Force One H2O haben, der kurz und knackig zusammenfasst, wie sich die Wasser-Bremse im alltäglichen Einsatz eines normalen Bikers schlägt.
Das Zufallslos hat den User „Critter0815“ auserkoren, der die H2o auch gleich an sein schickes Cannondale FSi Carbon 2 montiert und die farblich passenden Komponenten von BFO für die H2O bestellt hat. Das Ergebnis ist nicht nur optisch gut geworden: Auch der Erfahrungsbericht zur Brake Force One H2O von Critter0815 fällt sehr positiv aus. Doch lest selbst:
Erfahrungsbericht zur Brake Force One H2O von Critter0815
Montage
Durch den innovativen Steckverbinder lässt sich die Bremsleitung komplett werkzeuglos vom Bremsgriff oder -sattel lösen und für die Erstmontage binnen Sekunden auf die passende Länge kürzen. Nach dem Ziehen eines kleinen Sicherungsstifts wird die Bremsleitung mit einem kurzen Druck auf den Steckverbinder freigegeben. Dann musste die Bremsleitung ohne quetschen sauber abgeschnitten und anschließend einfach wieder zurück in die Steckverbindung geschoben und mit dem Stift gesichert werden. Diese Verbindung ist danach zu 100 Prozent dicht. Für die gesamte Bremsmontage benötigte ich mit Kürzen und Entlüften der BFO H20 keine 20 Minuten und da die Bremse nur mit gewöhnlichem Wasser befüllt ist, konnte ich einfach drauf los montieren ohne mit einer Sauerei rechnen zu müssen.
Die Steckverbindung am Bremssattel lässt sich um 360 Grad drehen und erlaubt zusammen mit den dünnen Bremsleitungen eine optimale Verlegung, da sich selbige in sehr engen Radien verlegen lassen und sich jeder Form anpassen.
Ein weiteres, nettes Detail ist die Bremsgriffbefestigung, die die Reibung am Lenker durch eine Gummifläche erhöht und damit die Klemmkräfte möglichst gering hält – ideal für Carbonlenker. Den einzigen negativen Eindruck hinterließ eine Bremsscheibe die schon vor der Montage einen größeren Schlag hatten und so einige Zeit für das Zurechtbiegen verging, bis alles schleiffrei montiert werden konnte. Der zweite Rotor saß hingegen perfekt, weshalb ich dies für ein einmaliges Problem halte, das beim Transport o.ä. entstanden ist.
Praxis Ersteindruck
Direkt zu Beginn der ersten Ausfahrt fiel das, im Vergleich zu anderen Bremsen, sehr ungewohnte Hebelgefühl auf: Die nötige Hebelkraft ist aufgrund des Bremskraftverstärkers sehr niedrig und im Gegensatz zu einer normalen Bremse, bei der sich der Bremshebel nach dem Druckpunkt kaum noch bewegt und die Bremskraft über größeren Krafteinsatz erreicht wird, ist es möglich, die Bremskraft der BFO H2O komplett über die Hebelbewegung zu steuern. Aus Gewohnheit hatte ich die Griffweite recht kurz eingestellt und konnte Anfangs nicht die gesamte Bremskraft abrufen. Deshalb musste ich die Griffweite während der Fahrt mehrfach korrigieren. Die Einstellung erfolgt dabei über eine werkzeuglose Stellschraube nahe des Bremsgriffs.
Die Griffweite musste ich allerdings nahe des Maximums einstellen, damit der Bremshebel bei höchster Bremskraft nicht den Lenker berührt. Für Menschen mit kleineren Händen könnte dies durchaus für Probleme sorgen. Die zweite Stellschraube am Bremsgriff mit der der Leerweg bestimmt wird, benötigte ebenfalls einige Aufmerksamkeit, da dieser Aufgrund des geschlossenen Bremssystems aktiven Einfluss auf die Entfernung Bremsbeläge zur Scheibe hat: Je nach Einstellung kann der Hebel sich frei bewegen ohne Bremskraft zu erzeugen, bis hin zu einem durchgängigen Schleifen der Bremse ohne die Bremse zu betätigen.
Die erreichbare Bremskraft war nach diesen Einstellarbeiten enorm hoch: Die serienmäßig an meinem Rad verbaute Magura MT4 wurde weit in den Schatten gestellt.Von den Temperaturen leicht unter dem Gefrierpunkt bei der ersten Fahrt, zeigte sich die Bremse aufgrund des Frostschutzmittels unbeeindruckt, womit die große Angst beim Bremsmedium Wasser aus meiner Sicht unbegründet ist.
Langzeiterfahrung
Nach zahlreichen weiteren Ausfahrten konnte ich mich immer besser an die BFO H2O gewöhnen, die größte Umstellung erfolgte dabei während der ersten vier Fahrten, bei der die kraftunabhängige Hebelbewegung in Fleisch und Blut überging. In fast allen Situationen danach bremste ich mit der BFO unbewusst wie vorher mit jeder anderen Bremse. Nur bei unvorhergesehenen Momenten oder sehr technischen Passagen fehlte dieses Selbstverständnis, das sich aber in den folgenden drei bis vier Wochen einstellte.
Mehrfach habe ich versucht trotz der Außentemperaturen die Bremse auf langen Abfahrten durch bewusstes Schleifenlassen auf hohe Temperaturen zu bringen, ohne dabei eine negative Reaktion der Bremse erreichen zu können. Die Bremskraft blieb konstant hoch. Rein subjektiv wurde der Druckpunkt der Bremse bei dieser hohen Belastung aber ein wenig härter, vermutlich aufgrund der Erwärmung des Wassers und des geschlossenen Systems, welches diese Ausdehnung meiner Ansicht nach nicht ausgleichen kann.
Mein Fazit
Durch die lange Eingewöhnungszeit, die etwas fummelige Einstellung der Bremse, sowie die Notwendigkeit des Nachstellens bei Bremsbelagabnutzung halte ich die Bremse nur für Enthusiasten als empfehlenswert. Keiner meiner Freunde konnte sich bei einer kurzen Testfahrt für diese Bremse begeistern, vor allem weil sie im Vergleich beispielsweise mit einer Magura MT5, die ein Freund fährt, keine größere Bremskraft oder sonst einen Vorteil bietet.
Ich dagegen finde diese Bremse einfach genial und grade die Andersartigkeit des Bremsverhaltens als Vorteil: Durch die geringe Fingerkraft kann ein Einfingerhebel verwendet werden, ohne, dass bei langen Abfahrten oder schwierigem Gelände Ermüdungserscheinungen am Finger respektive der Hand entstehen. Daher empfehle ich den Bremshebel in der Einfingerversion, weil die Bremskraft durch mehr Armkraft wegen des Verstärkers ohnehin nicht steigt. Die Nachteile die sich aus dem geschlossenen System ergeben, nehme ich in Kauf, auch wenn ich auf die zusätzlichen Einstellarbeiten gerne verzichten würde.
Neben diesem Erfahrungsbericht zur Brake Force One H2O von Critter0815 wird es von uns noch einen separaten Artikel geben, denn auch wir fahren an einem unserer Test-Bikes seit Dezember diese Bremse.
An dieser Stelle möchten wir dem Gewinner für seinen Erfahrungsbericht zur Brake Force One H2O danken und wünschen ihm noch viel Spass mit der Bremse!