Der Fox 36 Float Factory eilt der Ruf voraus, eine der besten Gabeln für den aggressiven Trail-, Enduro- und sogar Freeride-Einsatz zu sein. Gerade Profis und Enthusiasten schwören auf die Variante mit RC2-Kartusche, die ein umfassendes Tuning der Dämpfung erlaubt. Dieses Modell durften wir in der speziellen Ausführung mit 180 Millimetern Hub über die letzten Monate ausführlich testen. Was die Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 am Ende auszeichnet, soll unser Artikel klären.
Egal ob Trailriding, Allmountain, Enduro oder Freeride – die Fox 36 Float Factory ist eine Gabel, die in den vielen, erhältlichen Ausführungen eine massive Einsatzbandbreite abdecken kann. Doch neben den unterschiedlichen Federweg-, Achs- und Laufradoptionen gibt es weitere Differenzierungen. So bietet der Fahrwerksspezialist zwei unterschiedliche Dämpfungskartuschen an, die sich grundlegend in der Handhabung unterscheiden. Die FIT4-Version ist dank der drei voreingestellten Presets eher für die Fahrer gedacht, die kaum Ahnung vom Setup haben oder einfach wenig Zeit in die Abstimmung stecken wollen, aber trotzdem die bestmögliche Performance erwarten. An eine andere Zielgruppe richtet sich hingegen das Modell mit RC2-Kartusche, denn damit wird Tuning im großen Stil möglich. Diese Variante der Fox 36 Float Factory haben wir in der 2017er-Ausführung inzwischen eine ganze Zeit lang getestet und über verschiedene Trails und Bike-Park-Strecken gejagt. Wie sich die Gabel dabei geschlagen hat, erfahrt ihr in diesem Review.
Spezifikationen der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC
- Einsatzgebiet: Trail, Allmountain, Enduro, Freeride
- Standrohre: 36 mm mit Kashima Coating
- Feder: Float Luftfeder, Kennlinie über Spacer einstellbar
- Dämpfung: RC2-Kartusche (HSC/LSC)
- Einstellbandbreite: Zugstufe (13 Klicks), Lowspeed-Druckstufe (22 Klicks), Highspeed-Druckstufe (26 Klicks), Luftfeder stufenlos
- Federweg: 180 mm (170-mm-Modell mit Travel-Spacer)
- Laufradkompatibilität: 27,5 Zoll
- Gabelschaft: Aluminum, tapered
- Achse: 15/20mm thru-axle, umrüstbar
- Bremsaufnahme: 180 mm, Postmount
- Gewicht: 2.030 Gramm, gemessen
- Preis: 1.359 Euro (UVP)
Lieferumfang
Das steckt im Karton
Bevor wir weiter auf die Gabel eingehen, erfahrt ihr, was im Karton steckt. Neben der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 liegt ein Umbau-Kit auf die 20-Millimeter-Achse inklusive Adaptern sowie ein Spacer-Set bei. Die Kralle für das Schaftrohr und die Anleitung fehlen natürlich ebenfalls nicht.
Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 im Detail
Die Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC wurde für das erhielt für das Modelljahr 2015 ein umfassendes Technik-Upgrade. Im Jahr darauf optimierte der Hersteller die Dämpfung. Für 2017 gab ebenfalls kleine Änderungen, die aber weniger die Technik, sondern mehr die Achsoptionen und Details am Casting betreffen. Letzteres erhielt am linken Ausfallende einen austauschbaren Einsatz, der das Gewinde für die Achse trägt.
Für den harten Einsatz konzipiert
Die Factory-Variante bildet die Top-Ausführung der Fox 36 und sticht vor allem optisch durch das goldgelbe Kashima-Coating an den Standrohren hervor. Die Beschichtung dient aber nicht nur zur Verschönerung, sondern ist dank harter Oberfläche ein zusätzlicher Schutz gegen Schmutz beziehungsweise Kratzer und sorgt laut Hersteller aufgrund der minimierten Reibwerte für ein etwas geringeres Losbrechmoment. Dass die Gabel für den harten Einsatz konzipiert ist, zeigt sich ebenfalls an den Standrohren, denn der Durchmesser fällt mit 36 Millimetern recht dick aus. Das führt letztlich zu einer hohen Steifigkeit und Stabilität. Dazu trägt auch das Casting genauso wie die Krone und das Tapered-Schaftrohr bei.
Trotz des robusten Aufbaus fällt das Gewicht der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 mit gemessenen 2.030 Gramm vergleichsweise gering aus – und das, obwohl wir die Variante mit dem maximalen Hub von 180 Millimetern vorliegen haben. Zwar gibt es das Modell offiziell nur mit 170 Millimetern Federweg, allerdings lässt sich die Gabel „Traveln“ und durch den Einsatz eines speziellen Adapters erweitern.
Top-Modell für Enthusiasten dank RC2-Kartusche
Dazu gibt es bei der Variante mit RC2-Kartusche noch die Möglichkeit, neben der Zugstufe auch die Lowspeed- und Highspeed-Druckstufe unabhängig voneinander zu justieren. Der Hersteller nennt diese Ausführung der Dämpfungseinheit offiziell „FIT HSC/LSC“. Gegenüber dem FIT4-Modell lässt sich zwar die Performance umfassend einstellen, dennoch fehlen einfach und schnell zu wählende Presets, beispielsweise um die Gabel beim Bergauffahren mit einem Handgriff feststellen zu können und so Wippen beim Pedalieren entgegenzuwirken.
Allein aus diesem Grund richtet sich die Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 an echte Enthusiasten, die gerne und viel tunen, um das optimale Setup finden zu können. Damit besteht zudem die Möglichkeit, die Gabel bestmöglich auf verschiedene Strecken und Gegebenheiten Bikes anzupassen, was für Profis und Hobby-Racer gleichermaßen wichtig sein dürfte. Dank der großen Einstellbandbreite kann die Druckstufe nicht nur an die Charakteristik des Bikes angepasst werden, auch die individuelle Abstimmung auf verschiedene Strecken oder Untergründe ist problemlos möglich.
Anpassbare Float-Luftfeder mit veränderbarer Progression
Wie am Produktnamen bereits zu erkennen ist, verfügt die Fox 36 über die Float-Luftfeder mit zwei Luftkammern. Die Main-Chamber kann mittels Luftdruck an das Fahrergewicht angepasst werden. Keinen direkten Einfluss lässt sich auf die kleinere Negativkammer nehmen, denn selbige wird automatisch mit dem gesetzten Luftdruck in der Hauptkammer ausgeglichen. Hierfür ist der mittig implementierte Schaft zuständig, der auch die Spacer trägt. Über letztere kann die Endprogression verändert werden. Der Umgang mit den Adaptern ist aber aufgrund der technischen Umsetzung nicht ganz so einfach, wie bei der 34. Bis zu vier Tokens lassen sich in die Gabel integrieren. Ab Werk steckt ein Spacer in der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017.
Praxis-Einsatz
Knapp sechs Monate konnten wir die Gabel nun testen. Dabei waren wir mit der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 in diversen Bikeparks respektive -Regionen wie Spicak, Geisskopf, Winterberg, Hahnenklee, St. Andreasberg, Leogang und Saalbach-Hinterglemm zugange. Außerdem wurde die Gabel ausführlich auf unseren Home-Trails ausprobiert. Für den Test haben wir natürlich unser Enduro in Form des Alutech Fanes 5.0 genutzt. Komplettiert wurde das Fahrwerk zunächst vom Fox Float X2 und später mit dem DHX2.
Setup: Dank RC2-Kartusche umfassend möglich, aber aufwendig
Bevor es mit der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 auf die Trails ging, haben wir das Grund-Setup eingestellt und uns an die Vorgaben gehalten, die der Hersteller angibt. Dabei wurde mit einem Druck von knapp 95 PSI ein SAG von 20 Prozent gesetzt. Eingestellt waren die HSC und LSC auf jeweils 15 Klicks. Die Zugstufe wurde auf einen Klick ausgehend von der geschlossenen Position gesetzt. Mit diesem Ausgangs-Setting haben wir gestartet. Dabei wurde auf den zahlreichen Testfahrten immer wieder nachjustiert.
Schlussendlich haben wir dem bestehenden Spacer einen weiteren hinzugefügt und die Highspeed- sowie die Lowspeed-Compression auf 19 respektive 14 Klicks gesetzt. Dieses Setup stellte sich als optimale Basis für den Allround-Einsatz heraus. Je nach Bikepark und Strecke wurden aber immer wieder Veränderungen vorgenommen.
Hierbei zeigt sich auch gleich ein Merkmal der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017, das sich weder als Vor- noch als Nachteil bezeichnen lässt: Die Gabel lässt sich umfangreich und individuell anpassen, was allerdings eine lange Testphase voraussetzt, um die beste Performance zu erzielen.
Straffe Werks-Abstimmung und steifes Chassis
Auf dem Trail fiel zunächst die straffe Abstimmung der Float-Luftfeder auf, was das angedachte Einsatzgebiet der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 deutlich untermauert: Die Gabel ist für aggressive Trail-Rider und Enduro-Racer konzipiert, die sich ordentliche Reserven wünschen und den Hub bei aggressiver Fahrweise effizient ausnutzen wollen. Obwohl die Sensibilität der Gabel dadurch minimal geringer als bei vergleichbaren Konkurrenzmodellen ausfällt, entstand nie das Gefühl, dass Feedback vom Untergrund oder Traktion fehlen. Im Gegenteil, gerade auf schnellen und ruppigen Passagen konnte die 36 mit einer erstklassigen Performance glänzen, ohne, wertvollen Federweg zu verschwenden. Außerdem stand das Modell stets hoch im Hub und sackte nicht weg – selbst bei sehr steilen, technischen Abschnitten, die nur langsam befahren werden können.
Auch die Steifigkeit war trotz des hohen Systemgewichts von über 100 Kilogramm hervorragend. Das Fahrverhalten fühlte sich extrem präzise an und die Spurtreue lag auf einem hohen Niveau. Das vermittelte stets viel Sicherheit und führte im Endeffekt dazu, dass Strecken beispielsweise durch eine direktere Linienwahl schneller gefahren werden konnten. So blieb das Vorderrad auf ausgewaschenen Wurzel- und Steinteppichen mit tiefen Löchern immer zuverlässig auf Kurs. Nichtsdestotrotz verlangt die straffe Abstimmung der Gabel gerade bei solchen Streckenelementen eine sehr aktive Fahrweise.
Im Dauereinsatz zuverlässig
Da wir den Test der Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 Ende der vergangenen Saison gestartet haben, können wir bis jetzt eine exzellente Dauerhaltbarkeit bestätigen. Dabei wurde das Bike vor allem bei extrem schlammigen Bedienungen bewegt. Doch auch die letzten Bikepark-Besuche und die extrem trockenen, staubigen Verhältnisse dürften der Gabel beziehungsweise den Dichtungen zugesetzt haben. Bisher ist die Performance unverändert. Wir werden den Dauertest weiterführen und zum Ende der Saison bei einem kleinen Service schauen, was im Inneren der Gabel vor sich geht.
Fazit
Die Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 gehört ganz klar zu den Top-Modellen im Enduro-Segment. Vor allem die hervorragende Performance und die effiziente Ausnutzung des Hubs in allen Lagen zeichnen die Gabel aus. Gerade Enthusiasten kommen durch die enorme Einstellbandbreite der Dämpfung auf ihre Kosten und können ein individuelles Setup perfekt umsetzen. Doch auch die Steifigkeit gemessen am vergleichsweise niedrigen Gewicht gehört zu den positiven Aspekten der Gabel. Eine hohe Sicherheit und Spurtreue ist damit jedenfalls gegeben. Die Verarbeitungsqualität und die bisher festgestellte Dauerhaltbarkeit liegen ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau. Löblich zu erwähnen ist ebenso die Setup-Empfehlung, die Fox im Handbuch mitgibt, denn damit ist eine gute Basis für das Feintuning gegeben.
Dennoch ist die Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 nicht für alle Nutzer geeignet: Die straffe Abstimmung ab Werk dürfte nicht für komfortorientierte Fahrer taugen und erfordert eine recht aktive Fahrweise. Zudem ist die Einstellung der Druckstufen mit einigem Aufwand verbunden und eine Aufgabe, die etwas Erfahrung voraussetzt. Eine werkzeuglose Lösung zum Entfernen und Installieren der Achse würde das Handling deutlich vereinfachen – auch in Anbetracht der Tatsache, dass gerade bei Rennen ein schneller Ausbau des Vorderrades wertvolle Sekunden sparen kann. Ansonsten wäre eine SAG-Skala ein wünschenswertes Feature, genauso wie eine Setup-Tabelle direkt am Casting. Letzteres wurde aber ohnehin für die 2018er-Modelle umgesetzt.
Alles in allem ist die Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017 eine der besten, wenn nicht sogar die beste Enduro-Gabel auf dem Markt und bietet gerade Enthusiasten enorme Möglichkeiten. Der Preis von 1.359 Euro ist hoch angesetzt, wirkt aber gemessen an der Performance, der Verarbeitung und der Haltbarkeit fair. Durch den äußerst überzeugenden Auftritt, vergeben wir unsere Redaktionsempfehlung an die Fox 36 Float Factory FIT HSC/LSC 2017:
Alle, die das Feature-Set der RC2-Kartsuche nicht brauchen, aber die restlichen Merkmale ansprechend finden, sollten sich die FIT4-Version anschauen.
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Fox 36 Float Factory 2018
EVOL-Luftkammer für bessere Sensibilität
Die Fox 36 Float Factory 2018 wurde vom Hersteller kürzlich angekündigt und mit einigen Neuerungen versehen, die vor allem die Luftfeder betreffen. Selbige erhält eine vergrößerte Negativ-Luftkammer, was für eine bessere Sensibilität bei den ersten 25 Prozent des Hubs sorgen soll. Außerdem entfällt der Schaft inklusive Dichtungen. Dieser ist bei den 2017er-Modellen für den Ausgleich des Drucks zwischen Main- und Negative-Chamber verantwortlich und trägt die Volumen-Spacer. Durch den Verzicht auf dieses Element wird der Umgang aber einfacher und die Gabel sogar fast 40 Gramm leichter. Außerdem soll der Support im mittleren Hub-Bereich verbessert werden. Fox spricht auch von einer optimierten Bottom-Out-Progression.
Upgrade bei 2016er/2017er-Modellen möglich
Wie bisher, lässt sich die neue Float-Luftfeder bei älteren Modellen aus den Modelljahren 2016 und 2017 nachrüsten. Allerdings ist die Umrüstung recht aufwendig und erfordert den Austausch der CSU und de Luftschafts. Der Grund hierfür liegt im Aufbau: Der Bypass-Port für den Druckausgleich sitzt nun im Standrohr und wird nicht mehr über einen Schaft realisiert.
Neues Dämpferöl mit PTFE und FIT4-Optimierung
Auch die Dämpfung erhält für das neue Modelljahr ein Update: Bei der RC2- und FIT4-Kartusche kommt ein neues Öl mit PTFE-Anteil zum Einsatz. Passend dazu wurde Dämpfung im Tune etwas überarbeitet und soll bei der Fox 36 Float Factory 2018 eine noch bessere Leistung liefern.
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An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei Fox für die Bereitstellung der Gabel bedanken.
Wertung
-
Performance10
-
Komfort8
-
Gewicht9
-
Einstellmöglichkeiten9,5
-
Verarbeitung10
-
Steifigkeit9
-
Handhabung8
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