Der Fox Float X2 hat den Ruf, einer der besten Luftfederdämpfer am Markt zu sein. Vor allem hinsichtlich der umfassenden Einstellmöglichkeiten und des Preises spielt das massive Federbein an der Spitze mit. Doch der Hersteller verspricht auch maximale Performance. Was der Fox Float X2 wirklich leistet, durften wir mit unserem Enduro-Bike testen. Das Resultat könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.
Der Fox Float X2 zielt auf Gravity-orientierte Nutzer ab und wurde mit den Produkten für das Modelljahr 2016 neu vorgestellt. Seitdem bietet der Hersteller einen High-End-Luftdämpfer an, der sich umfangreich tunen und einstellen lässt. Außerdem wird dank der erhältlichen Varianten ein breiter Einsatzbereich von Allmountain und Enduro über Freeride bis hin zu Downhill abgedeckt.
Für das Modelljahr 2017 erhielt der Fox Float X2 in den Ausführungen mit 200 und 216 Millimetern den X2-Hebel, der eine Art Plattformmodus aktiviert, um das Heck bei langen Anstiegen zu verhärten. Gerade für den Einsatz an Allmountain- und Enduro-Bikes ist dieses Feature fast schon obligatorisch.
Ausprobiert haben wir die Factory-Variante in 216×63 Millimetern mit X2-Hebel. Verbaut war der Luftfederdämpfer in unserem Enduro und damit im Alutech Fanes 5.0. Wie sich der Float X2 in unserem Test geschlagen hat, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen. Etwas weiter unten in diesem Artikel ist auch eine Übersicht zu den Änderungen der Recall-Aktion zu finden.
Lieferumfang
Ausgeliefert wird der Fox Float X2 in einem stabilen Naturkarton, der mit den typischen Herstellerfarben bedruckt ist. Zum Zubehör gehört neben dem Einstellwerkzeug, ein Logo-Aufkleber und acht Spacer-Elemente sowie das obligatorische Handbuch. Ein Tuning-Guide liegt ebenfalls bei.
Unser Unboxing-Video gibt einen genauen Überblick über den Inhalt (Gezeigt wird allerdings auch die Mounting-Hardware, welche optional zu erwerben ist und nicht zum Lieferumfang gehört):
Erhältliche Varianten
- 200 mm x 51 mm (X2-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
- 200 mm x 57 mm (X2-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
- 216 mm x 63 mm (X2-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
- 222 mm x 69 mm (HSC/LSC, HSR/LSR)
- 241 mm x 76 mm (HSC/LSC, HSR/LSR)
- 267 mm x 89 mm (HSC/LSC, HSR/LSR)
Die Features des Fox Float X2 im Überblick
- Neuer 2-stufiger X2-Hebel für offenen/harten Modus behält die High- und Lowspeed-Druckstufeneinstellung bei
- High- und Lowspeed-Druckstufen- und High- und Lowspeed-Zugstufeneinstellung
- Das fortschrittliche RVS-Dämpfungssystem sorgt für bessere Abstimmbarkeit
- Hoher Öldurchfluss verbessert die Dämpfungskontrolle und -konstanz
- EVOL-Luftkammer verbessert das Ansprechverhalten und die Feinfühligkeit
- Die Genuine Kashima-Coat-Beschichtung reduziert die Reibung
Der Fox Float X2 im Detail
Rein optisch betrachtet, wirkt das Top-Modell aus dem Luftfederdämpfer-Segment von Fox sehr massiv, was unter anderem an der großen EVOL-Luftkammer (Extra Volume) liegt. Diese sorgt laut dem Hersteller für ein sehr gutes Ansprechverhalten und verbessert so die Sensibilität bei kleinen Erschütterungen. Doch auch der dicke Kolben mit Kashima-Beschichtung in der charakteristischen, goldbraunen Farbe sticht ins Auge. In Kombination mit den schwarzen Elementen und dem orangen Logo, wirkt das Federbein sehr hochwertig.
Oben am Kolben sind der Ausgleichsbehälter und das „Rod Valve System“ – kurz RVS – in Form zweier Einstellschrauben sowie der X2-Hebel positioniert. Eine farbige Eloxierung sorgt an dieser Stelle für eine schnelle Unterscheidung von Druck- und Zugstufe.
Im Inneren: Zwei-Kolben-Design und RVS-Dämpfung
Im Inneren des Fox Float X2 befinden sich zwei Kolben. Der Kleinere mit passend platzierten Bohrungen für den Öldurchfluss sitzt dabei in einem Größeren. Dieser Aufbau ermöglicht eine gleichmäßige Zirkulation des Öls und erfordert wenig Gegendruck. Das Funktionsprinzip ist recht simpel: Beim Einfedern fließt das Öl durch die Druckstufe und wird dann hinter den Kolben gedrückt. Federt der Dämpfer aus, funktioniert das Ganze rückwärts: Das Öl verläuft durch die Zugstufendämpfung. Einstellen lassen sich dank RVS nicht nur High- und Lowspeed-Druckstufe, sondern auch High- und Lowspeed-Zugstufe. Folgende Dämpfungseinstellungen stehen zur Verfügung:
- Highspeed-Druckstufe (HSC): ermöglicht, das Federverhalten des Dämpfers bei stärkeren Stößen, Landungen nach Sprüngen und an kantigen Hindernissen zu steuern.
- Lowspeed-Druckstufe (LSC): ermöglicht, das Federverhalten des Dämpfers bei Verlagerungen des Fahrergewichts, beim Springen und bei langsamer Krafteinwirkung zu steuern.
- Highspeed-Zugstufe (HSR): ist dafür verantwortlich, dass der Dämpfer schnell nach stärkeren Stößen und an kantigen Hindernissen ausfedert, um nachfolgende Schläge zu absorbieren.
- Lowspeed-Zugstufe (LSR): ist dafür verantwortlich, um das Federverhalten des Dämpfers bei Bremswellen, beim Pedalieren und bei Fahrten in Schräglage zu steuern, wenn zusätzliche Traktion benötigt wird.
Fox verspricht durch das Rod Valve System (RVS) einen nahtlosen Dämpfungsübergang, ein schnelleres Ansprechen des Dämpfers, mehr Kontrolle und einen höheren Fahrkomfort. Dieses System setzt aber einen deutlich höheren Abstimmungsaufwand voraus, den der Hersteller mit den beiliegenden Setup-Guides inklusive empfohlenen Einstellungen erleichtern will.
Weitere Anpassungsmöglichkeiten
Neben der umfangreichen Dämpfungseinstellung bietet der Fox Float X2 aber auch noch eine Anpassung der Luftfeder über den Druck. Außerdem lässt sich das Volumen der Luftkammer mittels Spacern ändern, wodurch die Kennlinie progressiver gestaltet werden kann.
Optimierungen für das Modelljahr 2017
Der Fox Float X2 für 2017 wurde nicht nur mit einem Hebel für den Plattformmodus ausgestattet, auch die Form und Nutzungsweise der Spacer hat sich zugunsten der Handhabung verbessert. Kamen im Vorgängermodell noch schwarze O-Ringe zum Einsatz, die den Ausbau des Dämpfers notwendig machten, ist die aktuelle Lösung die bessere: Durch das zweiteilige Design lassen sich die Spacer auch bei installiertem Federbein einbauen, was vor allem beim Tuning auf dem Trail von Vorteil ist.
Veränderungen durch den Rückruf
Im vierten Quartal des vergangenen Jahres hat Fox den Float X2 aufgrund eines potenziellen Ausfallrisikos zurückgerufen. In wenigen Einzelfällen ohne Personenschaden platzte die Hülle der Luftkammer, weshalb sich der Hersteller dazu entschied, alle betroffenen Dämpfer zu überarbeiten. Im Rahmen dieser Aktion wurden zwar nur einfache Änderungen vorgenommen, die aber gerade für schwere Fahrer tiefgreifende Auswirkungen hatten. So senkte der Hersteller den maximalen Druck von 300 auf 250 PSI ab. Auch die mögliche Anzahl der Spacer wurde nach unten korrigiert. Dafür fügte Fox einen roten „Limiter“ hinzu, der den Platz auch physisch reduziert und den unteren Teil der Luftkammer freihält. Die Wandung des Airsleeve wurde hingegen verstärkt und bringt nun zwölf Gramm mehr auf die Waage.
Praxis/Fahreigenschaften
Testen konnten wir den Fox Float X2 vor und nach dem Recall-Umbau. Beide Male fand der Dämpfer Platz in unserem Enduro. Dabei handelt es sich um das Alutech Fanes 5.0 mit 170 Millimeter Federweg. Verwendet wurde der Float X2 in der Variante mit 216 Millimetern Länge und 63 Millimetern Hub. Vor dem Rückruf wurde ein Druck von 290 PSI gefahren, was in einem SAG von 30 Prozent resultierte. Verbaut waren zudem vier Spacer. Inklusive entsprechend eingestellter Dämpfung, passte das Setup bestens für den Testfahrer mit 110 Kilogramm fahrfertig.
Das genaue Setup der Druck- und Zugstufe an dieser Stelle zu beschreiben, halten wir für wenig sinnvoll. Die Einstellungen sind für jeden Fahrer individuell und abhängig vom Bike beziehungsweise dessen Hinterbaukinematik, dem Reifen(-druck), der Art der Bike-Nutzung, der Fahrweise und schließlich von der Strecke selbst. Daher verzichten wir auf eine genaue Beschreibung, um keine Vorgabe zu erstellen, die als falsche Vorlage dienen könnte. Allerdings haben wir uns beim Grund-Setup an die Angaben von Fox gehalten, was auch fast durchweg als hervorragender Ausgangspunkt für das Fein-Tuning diente.
Testeindruck vor dem Recall-Umbau
Gefahren sind wir den Dämpfer bei allen Witterungen im Bike-Park mit starkem Wurzelwerk, unserem heimischen Trail mit wechselnden Geländeeigenschaften und im steinigen Terrain. Prinzipiell konnten wir damit fast alle angedachten Einsatzgebiete abdecken.
Bevor der Dämpfer allerdings die maximale Performance offenbarte, haben wir fast einen halben Tag im Bike-Park mit dem Ausprobieren verschiedener Einstellungen verbracht, bis das optimale Setting gefunden war. Der Aufwand hat sich allerdings gelohnt, denn selbst im gröbsten Gelände funktionierte der Fox Float X2 perfekt, Feine und grobe Schläge wurden souverän weggebügelt – selbst bei hoher Geschwindigkeit. Dabei war immer noch genügend Feedback vom Untergrund vorhanden, woraus ein exzellentes Handling resultierte. Außerdem stand das Bike zu jeder Zeit optimal im Federweg. Das Ansprechverhalten des Fox Float X2 überzeugte ebenfalls und lag fast auf dem Niveau eines vergleichbaren Stahlfederdämpfers. Sprünge und Drops verkraftete das Top-Modell ohne Probleme und bot genügend Reserven bei Fahrfehlern oder verpatzten Landungen. Insgesamt hat das High-End-Federbein stets für optimale Traktion und ein sicheres Fahrgefühl auch bei hohen Geschwindigkeiten gesorgt.
Schwere Fahrer mit Setup-Problemen durch Rückrufänderungen
Doch mit dem Recall beziehungsweise dem dadurch notwendigen Umbau, hat sich der Dämpfer für schwere Fahrer grundlegend verändert. In unserem Fall führte die Reduzierung des maximalen Luftdrucks und der Spacer zu einem SAG von 46 Prozent, wodurch sich der Fox Float X2 nicht mehr akzeptabel nutzen lies, weil dieses Setting trotz voller Dämpfung in Durchschlägen und womöglich in einem Schaden am Federbein selbst geendet hätte. Unser zweiter Testfahrer hatte mit seinen 75 Kilogramm allerdings keine Probleme und attestierte dem Top-Modell von Fox die oben beschriebenen Performance-Eigenschaften.
X2-Hebel für effiziente Bergauffahrten
Im langen Uphill kam während des Tests der X2-Hebel relativ oft zum Einsatz- Selbiger verrichtete einen guten Dienst und stellte den Dämpfer angemessen ruhig. Wippen beim Pedalieren wurde damit sehr einfach aber effizient verhindert.
Fazit
Der Fox Float X2 ist ein eindrucksvoller High-End-Dämpfer, der mit einer hervorragenden Performance aufwartet. Das exzellente Ansprechverhalten und die große Einsatzbandbreite heben das Modell an die Spitze. Dank der umfangreichen Einstellmöglichkeiten, lässt sich das Modell individuell an den Fahrer und das Bike sowie auf unterschiedliche Streckenprofile anpassen.
Bis der Fox Float X2 die optimale Leistung bereitstellen kann, muss sich aber lange mit den Settings beschäftigt und viel ausprobiert werden. Auch wenn die Tuning-Guides des Herstellers schon einen guten Ausgangspunkt darstellen, können unerfahrene Nutzer durch die vielen Anpassungsoptionen schnell überfordert sein. Doch die wohl größte Problematik ergibt sich aus dem Recall-Umbau: Der verringerte Maximaldruck und die reduzierte Anzahl an möglichen Spacern reichen – je nach Bike und Dämpferlänge – für schwere Fahrer von über 100 Kilogramm nicht mehr aus, um ein sinnvolles Setup umsetzen zu können.
Wer bereit ist, den stattlichen Preis von knapp 800 Euro zu bezahlen, erhält mit dem Fox Float X2 den wohl besten Luftfederdämpfer am Markt. Daher vergeben wir unsere Redaktions-Empfehlung:
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Über Fox Factory
Fox entwickelt seit 40 Jahren Performance-Federelemente für Motocross, Mountainbikes, Snowmobile, Offroad-Trucks und SUVs. Neben der aufwendigen Produktentwicklung ist der Rennsport der wichtigste Gradmesser für die Leistung und den Erfolg von Fox-Produkten. Der Gründer Bob Fox testete seine ersten Entwicklungen selbst in Motocross-Rennen. Heute stehen Fox-Athleten in allen Kategorien regelmäßig ganz oben auf dem Podest – ob bei Weltmeisterschaften oder Klassikern wie der Rallye Dakar. Fox Deutschland führt mit seinem Team von Federungstechnikern und Spezialisten für den Bereich Mountainbike den technischen Service, Schulungen und den Verkauf von Fox-Produkten für den Fachhandel durch. (Quelle: www.foxracingshox.de)
Wertung
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Performance10
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Ansprechverhalten10
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Gewicht8
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Einstellmöglichkeiten10
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Verarbeitung9
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Tuning-Guide9
3 Kommentare
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