Mit dem Pirelli Scorpion MTB gibt es eine weitere potenziell interessante Reifen-Serie auf dem Markt, die für XC- und Trail-Fahrer sowie Enduristen oder auch E-Mountainbiker interessant sein könnte. Wir haben den Pneu in der Trail-Version eine ganze Zeit lang getestet und konnten uns an verschiedenen Rädern einen Eindruck über die Performance verschaffen.
Wer an MTB-Reifen denkt, hat sicherlich die Hersteller Maxxis und Schwalbe im Sinn, denn beide Marken sind hierzulande nicht nur sehr weit verbreitet, sondern bieten auch noch ein riesiges Portfolio mit unzähligen Modellen an. Doch immer wieder versuchen auch andere Marken in dem Segment Fuß zu fassen und potente Alternativen anzubieten.
Dazu gehört auch Pirelli. Der italienische Reifenhersteller hat im vergangenen Jahr neue MTB-Pneus vorgestellt und das Sortiment inzwischen deutlich ausgebaut. Die Basis ist vielversprechend, denn das Unternehmen ist auch im Motorrennsport sehr aktiv und kann dementsprechend viel Knowhow einbringen. Ob der Pirelli Scorpion MTB am Ende auch auf dem Trail überzeugen kann, durften wir eine ganze Zeit lang testen.
Pirelli Scorpion MTB: Varianten für XC, Trail, Enduro und eMTB
Angeboten wird der Pirelli Scorpion MTB inzwischen in vier Ausführungen für jeweils unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten beziehungsweise mit verschiedenen Eigenschaften. So sind die Reifen in Varianten für den XC-, Trail-, Enduro- und E-MTB-Einsatz erhältlich. Diese gibt es dann jeweils mit verschiedenen Profilen und Compounds für diverse Untergrundbeschaffenheiten:
- Hard Terrain (H): Für steiniges Geläuf
- Mixed Terrain (M): Für ständig welchselnden Untergrund mit Wurzeln, Steinen, Staub, Schlamm
- Soft Terrain (S): Für ausgefahrenen weichen, staubigen oder sehr sandigen Boden
Dieses Konzept zieht sich durch die gesamte Pirelli Scorpion MTB-Familie. Allerdings die die Enduro- und eMTB-Ausführungen nur als M- und S-Version verfügbar. Alle werden zusätzlich noch in speziellen R-Varianten für das Hinterrad mit entsprechenden Eigenschaften angeboten. Die XC-Reifen gibt es zudem noch als Race-Ableger. Ebenfalls im Sortiment befinden sich Lite-Versionen mit einem geringen Gewicht, aber auch einem weniger effektiven Pannenschutz.
Für unseren Test haben wir uns für den Pirelli Scorpion MTB Trail M entschieden, der an Front und Heck zum Einsatz kam. Das Modell deckt einen großen Einsatzbereich ab und ist damit zumindest in der Theorie perfekt für unsere heimischen Strecken geeignet. Ob das auch in der Praxis widerspiegelt sollen die folgenden Zeilen klären.
Der Pirelli Scorpion MTB Trail M im Detail
Der Pirelli Scorpion MTB Trail M erinnert an den Schwalbe Nobby Nic, allerdings sind die Stollen beim Modell der Italiener etwas weniger ausgeprägt und anders angeordnet. Trotz der Unterschiede lassen sich beide Reifen in die Kategorie „Allrounder“ einordnen. Der Pirelli Scorpion MTB Trail M ist mit gemessenen 995 Gramm in 27,5 x 2,4 Zoll aber deutlich schwerer als das Schwalbe-Gegenstück.
Grund dafür ist unter anderem das SmartGRIP-Single-Compound, dessen Zusammensetzung sehr kompakt und damit robust sein soll. Die Mischung bietet laut dem Hersteller hohe Durchstichsicherheit sowie Grip sowohl auf nasser als auch auf trockener Strecke, selbst wenn sich die Stollen anfangen abzunutzen. In Zusammenspiel mit dem auf die Mischung abgestimmten Profil soll der Reifen außerdem optimal rollen und eine gute Selbstreinigung aufweisen.
Außerdem drückt der Aufbau des Reifens inklusive der Pro-Wall-Karkasse das Gewicht nach oben. So versieht Pirelli die Flanken mit einer zusätzlichen Schicht Nylongewebe, um die Seitenwände zu verstärken. Das soll den Pannenschutz und die Handhabung bei niedrigem Druck sowie die Kurvenstabilität verbessern.
Praxis
Getestet haben wir den Reifen in der Variante „Trail M“ (Mixed Terrain) in der Größe 27,5 x 2,4 Zoll. Dabei kam der Pirelli Scorpion MTB auf unseren analogen und elektrisch unterstützten Bikes zum Einsatz.
WICHTIG: Zum Testzeitpunkt war nur der Pirelli Scorpion MTB in der Trail-Version verfügbar, deshalb haben wir den Reifen auf unser E-Trailbike gebaut und die Fotos damit erstellt. Inzwischen wurde das Portfolio deutlich ausgebaut, weshalb jetzt auch dedizierte E-MTB-Reifen zur Auswahl stehen. Pirelli empfiehlt ausdrücklich den Einsatz dieser Modelle an Pedelecs, weil die Eigenschaften der Reifen auf die höheren Gewichte und Belastungen angepasst sind! Außerdem ist der Trail M im Rahmen der Anpassung nun der Enduro M!
Montage
Montiert haben wir den Reifen auf Felgen mit einer Innenweite von mindeste 30 Millimetern. Dabei ließ sich der Pirelli Scorpion MTB eher schwieriger aufziehen, weil selbiger trotz langem Probieren nur mit einem Reifenheber über die Felgenkannte gezogen werden konnte. Im direkten Vergleich ließ sich der Schwalbe Nobby Nic einfacher montieren.
Performance
Beim Losfahren zeigte sich aber direkt, dass der Reifen gut rollt und dabei auch noch leise ist. Obwohl der Pirelli Scorpion MTB Trail M eher kleine Stollen aufweist ist die Performance auf dem Trail erfreulich hoch, denn das Zusammenspiel aus Profil und Compound sorgt für gute Griffigkeit auf Waldboden mit wechselnden Eigenschaften. Der Grip lässt erst spürbar nach, wenn der Untergrund sehr lose wird, wodurch die Stollen nicht richtig greifen können.
Das Handling ist ebenfalls erfreulich gut, denn der Reifen tendiert nur wenig zum seitlichen Wegrutschen und lässt sich überraschend einfach wieder einfangen. Das erzeugt eine gewisse Fahrsicherheit und ein angenehmes Kontrollgefühl. Hinsichtlich der Dämpfung zeigt der Reifen ebenfalls gute bis sehr gute Eigenschaften.
Generell überzeugt der Pirelli Scorpion MTB Trail M mit guter Allround-Performance, denn egal ob nass oder trocken, sandig, wurzelig oder steinig, die Leistung auf unseren Hausstrecken war durchgehend passabel.
Pannensicherheit
Bezüglich der Pannensicherheit zeigt sich der Pirelli Scorpion MTB ebenfalls von der besten Seite, denn während des gesamten Testzeitraums hatten wir keinen Platten oder einen Durchstich. Andere Reifen haben hier schon versagt. Allerdings muss das Modell der Italiener das hohe Gewicht auch wieder wett machen.
Fazit
Mit dem Scorpion MTB ist Pirelli ein sehr guter Einstieg in das Mountainbike-Segment gelungen, denn der Reifen zeigt keine offensichtlichen Schwächen und kann im Gesamten überzeugen. Im Vergleich zur starken Konkurrenz muss sich das Modell der Italiener nicht verstecken und kann mit guten Eigenschaften glänzen. Vor allem die Dämpfung, die Griffigkeit auf wechselndem Waldboden und die Pannensicherheit sprechen für den Pirelli Scorpion MTB Trail M.
Leider ist der Reifen recht schwer und unterliegt im direkten Vergleich hinsichtlich der Performance unserer Ansicht nach dem Schwalbe Nobby Nic.
Alles in allem ist es Pirelli gelungen einen konkurrenzfähigen Reifen zu entwickeln, der mit den etablierten Marken mithalten kann. Wer also eine Alternative zu Maxxis und Schwalbe sucht, sollte sich die neuen Modelle der Italiener unbedingt anschauen. Der von uns getestete Pirelli Scorpion MTB Trail M kostet um die 50 Euro ist damit eine Empfehlung wert: