Das Ghost SL AMR X 7 reiht sich als All-Mountain-Bike mit 150 Millimetern Federweg in die brandneue AMR-Serie der Bayern ein und bildet quasi die mittlere Ausbaustufe der Plattform. Ausgestattet mit hochwertigen Komponenten, soll das frische Modell als echter Allrounder überzeugen und sogar für den leichten Enduro-Einsatz geeignet sein. Aus diesem Grund haben wir uns das All-Mountain-Bike als Vorserienmuster im Detail angeschaut und ausführlich auf unserem Hometrail getestet.

Auf der Eurobike hat Ghost die neuen Modelle der AMR-Serie 2016 vorgestellt und damit eine Plattform gezeigt, die sich für Trail- bis hin zu Enduro-Bikes eignet. Mit Federwegen von 130, 150 und 160 Millimetern decken die jeweiligen Ableger einen großen Einsatzbereich ab. Zum Einsatz kommt aber bei allen Bikes der gleiche Rahmen im sehr markant kantigen RIOT-Design. Die unterschiedlichen Federwege werden zum einen durch entsprechende Gabelmodelle mit dem jeweiligen Hub und zum anderen durch verschiedene Dämpfer mit den passenden Aufnahmen erreicht. Insgesamt 14 Ausstattungsvarianten mit Alu- und Carbon-Rahmen umfasst die neue AMR-Riege, die sich im Preisbereich von 2.500 bis 6.500 Euro bewegt.

Als mittlere Bike-Variante mit 150 Millimetern Federweg, wird die X-Serie als Spezialmodell von den Bayern bezeichnet. Laut einer Präsentation von Ghost, sollen die Entwickler bei den Ablegern etwas experimentiert und Features anderer Klassen implementiert haben. Im aktuellen Produktkatalog wird die X-Serie wie folgt beschrieben:

Sie sind neu in unserem Portfolio: die Produkte mit dem „X“. Sie passen nicht in bestehende Schubladen, denn sie entstehen, wenn sich unsere Entwickler die Freiheit für Experimente nehmen. Wenn sie Ideen nachgehen und sich nicht um Trends und Moden kümmern. UnsereX-Gruppe repräsentiert unsere Vorstellungen davon, wie ein Produkt aussehen sollte – rein, unverfälscht und kompromisslos. Manche Produkte dieser Gruppe sind eXtrem, andere eXotisch oder überraschen durch ein eXtra oder ein besonders cleveres Feature. Wann immer du in Zukunft also einem Produkt mit einem „X“ begegnest, kannst du dir sicher sein, etwas ganz Besonderes in den Händen zu halten.

Für einen Test der neuen AMR-Serie haben wir das Ghost SL AMR X 7 in einer noch nicht ganz finalen Version bekommen, welche bereits beim Blick auf die Spezifikationen recht vielversprechend aussieht. Neben einer soliden XT-Komplett-Ausstattung verbauen die Bayern Performance-Federelemente von Fox, die jeweils 150 Millimeter Hub an Front und Heck bereitstellen. Mit diesen Komponenten soll das Ghost SL AMR X 7 laut dem Hersteller zu einem wahren Allrounder werden und nicht nur bei der Tour glänzen, sondern auch dem gelegentlichen Enduro-Einsatz gewachsen sein. Wie sich das All Mountain in der Praxis dann allerdings geschlagen hat, soll unser Test klären.

Das Ghost SL AMR X 7 im Detail

Rahmen / Hinterbau

Die Rahmenform des Ghost SL AMR X 7 lehnt am erfolgreichen RIOT-Design an. Dadurch prägen kantige Rohrsätze das Aussehen des Bikes, wodurch eine markante Optik entsteht. Der Rahmen wirkt deshalb gerade im vorderen Bereich um das konische Steuerrohr etwas wuchtiger und vermittelt einen stabilen Eindruck. Richtung Heck zeigt sich die Konstruktion dann etwas filigraner.

Bei der neuen AMR-Serie setzt Ghost auf ein Oberrohr, das tief zum Sitzrohr und geradlinig zu den Sitzstreben verläuft. Dadurch fällt die Überstandshöhe eher moderat aus. Zur Stabilisierung der Verbindung von Ober- und Sitzrohr wurde eine zusätzliche, flache Strebe integriert. Solide wirkt auch der Aufbau rund um das Tretlager: Sitz- und Unterrohr sind an dieser Position mitsamt einer zusätzlichen Verstärkung verschweißt. Zusammen mit den laut dem Hersteller überdimensionierten und wartungsfreien Composite-Lagern, soll der Hinterbau sehr steif sein.

Ghost setzt beim SL AMR X 7 wie bei allen Ablegern dieser Baureihe auf eine konventionelle Viergelenkkonstruktion. Selbige soll sehr sensibel ansprechen, ohne, dass der Fahrer mit spürbaren Antriebseinflüssen oder Wippen beim Pedalieren kämpfen muss. In der Praxis kann das Versprechen allerdings in dieser Form nicht ganz gehalten werden, doch dazu später mehr.

Die hintere Bremsaufnahme soll ebenfalls aktiv dafür sorgen, dass Bremskräfte von der Sitzstrebe und damit vom Rahmen entkoppelt werden. Hierzu integriert der Hersteller einen Y-Adapter, der lediglich mit der Achse und am Lagerpunkt befestigt ist. Damit soll der Hinterbau auch beim Verzögern des Bikes sensibel ansprechen, ohne zu verhärten.

Zu den weiteren Besonderheiten des Ghost SL AMR X 7 gehören komplett innenverlegte Züge. Die Leitungen verlaufen vom Cockpit in das Unterrohr und werden an den entsprechenden Positionen zur jeweiligen Komponente geführt. Dabei wird stets versucht, einen kurzen Weg an außenliegenden Zügen umzusetzen. Eine Besonderheit: Die beiden Leitungen von Hinterradbremse und Schaltung verlaufen aus dem Tretlagergehäuse gerade nach hinten, was laut Ghost für eine minimale Materialbeanspruchung durch die Federung sorgt.

Bei unserem Test-Bike entstanden im Rahmen bei allen Unebenheiten Geräusche durch die innenverlegten Züge, da der Hersteller auf gummierte Ein- und Auslassstopfen verzichtet hat. Das soll sich aber bei der Serie ändern und ist nur ein Mangel an dem Vorabmuster.

Geometrie

Das Ghost SL AMR X 7 kommt mit einer modernen Geometrie daher. Dabei soll der Sitzwinkel von 73,5 Grad zusammen mit einer zentralen Sitzposition für eine hohe Antriebseffizienz sorgen. Dieses Konzept geht in Einsatz auf dem Trail auch gut auf. Der Lenkwinkel von 67 Grad sorgt für ein spurstabiles aber immer noch agiles Handling. Die Wendigkeit wird durch die 43 Zentimeter kurzen Kettenstreben unterstützt. Auch fallen Oberrohrlänge und Reach in Rahmengröße M mit 605 respektive 429 Millimetern eher durchschnittlich aus. Diese Geometrie lässt auf ein agiles Fahrverhalten schließen.

Auf eine Geometrieverstellung über einen Flip-Chip verzichtet Ghost. Allerdings lässt sich die Dämpferaufnahme austauschen, wodurch die kompletten AMR-Rahmen aus der Saison 2016 für Federwege von 130 bis 160 Millimeter hinten und vorne ausgelegt sind. Wer also seine Fahrwerkskomponenten austauscht, kann damit auch die Geometrie ein Stück weit verändern.

Rahmengröße

XS

S

M

L

XL

Sitzrohrlänge 420 mm 440 mm 480 mm 520 mm 560 mm
Sitzrohrwinkel 74,0 Grad 74,0 Grad 73,5 Grad 73,5 Grad 73,5 Grad
Obberrohrlänge 560 mm 580 mm 605 mm 630 mm 645 mm
Steuerrohrlänge 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 67,0 Grad 67,0 Grad 67,0 Grad 67,0 Grad 67,0 Grad
Kettenstrebenlänge 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Reach 395 mm 407 mm 429 mm 452 mm 464 mm
Stack 582 mm 592 mm 601 mm 611 mm 620 mm
Tretlagerabsenkung -6 mm -6 mm -6 mm -6 mm -6 mm
Federweg (Front/Heck) 150/150 mm 150/150 mm 150/150 mm 150/150 mm 150/150 mm
Laufradgröße 27,5 Zoll 27,5 Zoll 27,5 Zoll 27,5 Zoll 27,5 Zoll

 

Design / Optik

Das Ghost SL AMR X 7 präsentiert sich in einer markanten Optik, die durch den kantigen, schwarzen Rahmen und dunkle Anbauteile stark an einen Stealth-Bomber erinnert. Lediglich die blauen Decals sorgen für einen farbigen Akzent. Der Aufkleber am Oberrohr soll dabei verdeutlichen, dass es sich bei dem Bike um ein All Mountain handelt. Zudem sorgt das zweifarbige Ghost-Logo für einen optisch gut gelungenen Effekt, der aufgrund der Kante eine gewisse Tiefe im Schriftzug erzeugt.

Ausstattung

Fahrwerk

An der Front des Ghost SL AMR X 7 steckt eine Fox 34 Talas Performance mit 150 Millimetern Hub. Die Gabel lässt sich auf 120 Millimeter absenken, was die Klettereigenschaften des Bikes erhöht. Außerdem gehören 34 Millimeter dicke Standrohre und die neue FIT4-Dämpfung für ein besseres Ansprechverhalten zu den Features des Gabelmodells. Bei der vierten Generation der Fox Isolated Technology handelt es sich um eine vollgekapselte Patrone, welche die drei Druckstufenpositionen „OPEN“, „MEDIUM“ und „FIRM“ bereitstellt. Damit lässt sich das Federverhalten während der Fahrt entsprechend an die Geländebedingungen anpassen. Dank 15-Millimeter-QR-Steckachse erfolgt ein rascher Ein- und Ausbau des Vorderreifens.

Eher weniger typisch für ein All Mountain, verbaut Ghost an allen SL-AMR-X-Modellen Dämpfer mit Ausgleichsbehälter. Dies ist ein kleines Indiz dafür, dass die Bayern ihr neues All Mountain mit Enduro-Genen versehen haben. Zum Einsatz kommt beim Ghost SL AMR X 7 der Fox Float X Performance 3 Pos, der am Heck für 150 Millimeter Federweg sorgt. Auf der Eurobike sprach der Hersteller noch von 145 Millimetern, korrigierte den Wert aber inzwischen nach oben. Verbaut ist eine Dämpfer-Variante mit vergrößerter EVOL-Luftkammer, die ein besseres Ansprechverhalten durch eine höhere Sensibilität und Reaktionsfreudigkeit verspricht. Allerdings steigt der maximale Druck von 300 auf 350 PSI. Daher sollte bereits im Vorfeld klar sein, dass im Gegensatz zum Non-EVOL-Modell bei gleichem Gewicht mehr Druck nötig ist, um den üblichen SAG realisieren zu können.

Laut Ghost, kann es sein, dass das Serienmodell auch mit regulärem Dämpfer ohne EVOL-Option und mit verändertem Tune ausgestattet wird – je nachdem, wie die weiteren, internen Tests verlaufen. Darauf wollen sich die Bayern allerdings noch nicht versteifen.

Dank der drei Presets, kann der Dämpfer je nach Untergrund härter gestellt werden, wodurch sich die Antriebseffizienz in den entsprechenden Situationen verbessern lässt. Dieses Feature ist im Falle des Hinterbaus auch zwingend erforderlich, denn beim Pedalieren neigt die Konstruktion zum Wippen. Hierbei gilt auch zu beachten, dass die Sensibilität des Test-Bikes noch nicht der Serie entsprechen soll.

Zusätzlich kann das Ansprechverhalten der offenen Einstellung über einen zweiten Knopf in drei Stufen angepasst werden.

Wer die Zugstufe beim Float X justieren möchte benötigt ein Werkzeug, denn der Drehregler für die Einstellung der Ausfedergeschwindigkeit befindet sich etwas verbaut in der oberen Montagehalterung. Auf Nachfrage bei Fox wurde uns mitgeteilt, dass es sich dabei um eine konstruktionsbedingte Lösung handelt:

Die Positionierung des Rebound-Verstellers beim Float X ist rein technischer Natur, also dem technischen Aufbau des Dämpfers geschuldet. Durch den Ausgleichsbehälter können wir das Reboundrädchen nicht vor den Dämpfer platzieren, wie zum Beispiel beim Float DPS. Der Einsteller muss jedoch oben am Eyelet (das schwarze Bauteil) sitzen. Somit ist nur die aktuelle Position die einzig technisch vernünftige und praktikable.
– Chris Trojer, European Marketing Communications Manager Fox

Cockpit

Aufgrund des 760 Millimeter breiten Lenkers, wirkt das Cockpit des Ghost SL AMR X 7 recht aufgeräumt, da die vier Leitungen der Hinterradbremse, der Schaltkomponenten und der Vario-Sattelstütze im Rahmen nahe des Steuerrohrs verschwinden. Allerdings hätte der Hersteller den Zug der Kind-Shock-Dropperpost gerne kürzen können, da selbiger weit vom Lenker absteht.

Durch den kombinierten Halter für die Schalt- und Bremshebel wird nicht nur Gewicht, sondern auch Platz auf dem Lenker gespart, was zusätzlich einer sauberen Optik entgegenkommt. Abgerundet wird das Cockpit von dem 60 Millimeter langen Vorbau, der gut zur Geometrie des Bikes passt.

Sitzbereich

Beim Sattel greift der Hersteller auf ein Modell von SDG zurück. Zum Einsatz kommt scheinbar eine spezielle Custom-Variante des Circuit MTN im Ghost-Style. Trotz des recht dünnen und kompakten Aufbaus fühlt sich der Sattel auch auf längeren Touren angenehm an.

Um die Klettereigenschaften des Ghost SL AMR X 7 zu verbessern, wurde eine Variosattelstütze aus dem Hause Kind Shock verbaut, die den Namen „Cruxi“ trägt. Dieses Modell bietet einen Hub von lediglich zehn Zentimetern, was auf dem Trail nicht immer optimal ist, da die Sitzposition für unseren Geschmack gerne in einer größeren Bandbreite verändern werden dürfte.

Antrieb

Wie bereits erwähnt, setzt Ghost bei dem brandneuen All Mountain auf eine komplette XT-Ausstattung. Daher findet sich auch der Antrieb aus dieser Schaltgruppe an dem Bike wieder. Für eine enorme Übersetzungsbandbreite sorgt die verbaute 2×11-Konfiguration.

Beim Schaltwerk wird auf die Shadow-Plus-Variante mit Dynasis-II-Technologie zurückgegriffen. Der Side-Swing-Umwerfer kommt in der Direct-Mount-Version zum Einsatz. Komplettiert wird der Antrieb durch die Hollow-Tech-XT-Kurbelgarnitur den beiden Kettenblättern (36/26 Zähne) und das dazugehörige Pressfit-Lager.

Somit verfügt auch das Ghost SL AMR X 7 über einen zuverlässigen Antrieb, der der starken Beanspruchung auf dem Trail gewachsen ist. Dennoch verzichtet der Hersteller auf die Integration einer Kettenführung, die dem Bike sicherlich nicht geschadet hätte. Gerade eine c.guide eco von Bionicon oder etwas Ähnliches wäre bereits ausreichend gewesen.

Laufräder

Beim SL AMR X 7 greift Ghost auf eigens kombinierte Laufräder zurück, die sich aus Shimano-XT-Naben und Ready-25-Felgen von Black Jack mit einer Innenbreite von 25,2 Millimetern zusammensetzen. Das Design wurde von den Bayern an das Farbkonzept des All Mountains angepasst, auch wenn bei unserem Test-Bike noch graue Decals angebracht waren. Laut der Herstellerseite sind die Felgen sogar Tubeless-Ready und können bei Bedarf einfach umgerüstet werden.

Als Reifen kommen die Pace-Star-Varianten des neuen Nobby Nic Evo mit Triple-Compound-Mischung von Schwalbe zum Einsatz. Am Ghost SL AMR X 7 sind hinten Mäntel in 2,25 Zoll und vorne in 2,35 Zoll Breite verbaut. Das soll laut den Bayern für ein optimales Fahrverhalten und auf dem Trail für guten Grip sorgen. In der Vergangenheit hatte der Nobby Nic in diesen Bereichen einige Defizite. Doch für die neue Saison hat Schwalbe den AM-Reifen laut eigenen Angaben noch einmal kräftig überarbeitet.

 

Bremssystem

Zu dem XT-Ausstattungspaket gehört natürlich auch die entsprechende Bremse mit Ice-Tech-Belägen. Letztere verfügen über einen kleinen Kühlkörper, wodurch die Performance bei längeren Abfahrten erhalten bleiben soll. In Zusammenspiel mit den 180 Millimeter großen Scheiben dürfte das Ghost SL AMR X 7 auch gut verzögern können – selbst, bei etwas schwereren Fahrern.

Shimano hat an der XT-Bremse gegenüber dem Vorgänger den Zylinder und die Hebel verändert, was zu einem besseren Feedback und einer höheren Performance führen soll. Zu den weiteren Features gehören die werkzeuglose Griffweitenverstellung sowie das kompakte Design, was Gewicht und Platz spart.

Gewicht

Das Ghost SL AMR X 7 wiegt 13,8 Kilogramm. Hierbei bezieht sich der Hersteller aber sicherlich wie üblich auf den kleinsten Rahmen ohne Pedale. Unser Test-Bike in Größe M dürfte daher etwas über 14 Kilogramm liegen. Damit bewegt sich das neue Modell auf einem durchschnittlichen Niveau im Bereich der All Mountains. Doch ist das Ghost SL AMR X 7 keineswegs zu schwer.

Verarbeitung

Auf den ersten Blick wirkt die Verarbeitung des Ghost SL AMR X 7 wirklich gut, doch bei genauerem Hinsehen werden einige kleine Mängel ersichtlich. So sind einige Schweißnähte am Rahmen nicht ganz sauber ausgeführt. Als konkrete Beispiele lassen sich die entsprechenden Verbindungen im Sitzdreieck unterhalb der Stabilisierungsstrebe und vor dem Tretlager aufführen. Außerdem verzichtet der Hersteller auf Gummiführungen an den Ein- und Ausgängen der Leitungen, was beim Fahren zu einem nervigen Klappern führt. Allerdings ist die Verarbeitung insgesamt betrachtet akzeptabel.

Auf Nachfrage beim Hersteller wurde uns mitgeteilt, dass diese Verarbeitungsmängel nur die Vorserie betreffen. Am Finalen Ghost SL AMR X 7 sind Gummierungen vorhanden und auch die aufgeführten Schweißnähte sollen in entsprechend guter Qualität umgesetzt sein.

Praxis/Fahreigenschaften

Dank der Fox-Federelemente und der Setting-Guides, die der Hersteller auf der eigenen Webseite zur Verfügung stellt, war das Bike schnell auf ein Gesamtgewicht von 110 Kilogramm eingestellt. Lediglich das Rebound-Rädchen des Dämpfers ist nur mit Werkzeug zu verstellen. Daher sollte immer ein passendes Tool mit ausreichend langem Inbus-Schlüssel mitgeführt werden, wenn auf dem Trail ein nachträgliches Fein-Tuning vorgesehen ist.

Bei den Ausfahrten musste sich das Test-Bike auf unserem abwechslungsreichen Hometrail mit verschiedenen Untergründen und bei längeren Touren beweisen. Dabei fielen bereits bei der ersten Probefahrt einige positive Eigenschaften des Ghost SL AMR X 7 auf. Dazu gehört unter anderem die bequeme und zentrale Sitzposition, durch die sich auch längere Touren komfortabel bewältigten lassen. Zusammen mit dem kompakten Rahmenaufbau fällt das Handling dadurch sehr agil aus und das Bike fühlt sich enorm direkt an. Gerade deshalb ist auch das spielerische Überwinden von Hindernissen ein regelrechter Spaß. Doch was wirklich am Ghost SL AMR X 7 überraschte, war der exzellente Vortrieb: Das Bike lässt sich schnell mit geringem Kraftaufwand beschleunigen – und das wirklich effizient. Hierbei unterstützt die enorme Übersetzungsbandbreite der 2×11-Schaltung, die zudem dafür sorgt, dass das neue Modell der Bayern auch wirklich einfach klettert. Selbst sehr steile Bergauffahrten sind ohne unnötig großen Krafteinsatz zu bewältigten. Allerdings beeinflusst der recht kurze Reach in Kombination mit den kaum längeren Kettenstreben die Uphill-Eigenschaften leicht negativ, denn die Front kommt schon sehr früh nach oben. Selbst die absenkbare Gabel kann diesem Umstand nicht vollkommen entgegenwirken, verzögert den ungewollten Anheber beim straffen Pedalieren aber etwas.

Apropos Gabel: Die Fox 34 Talas Performance verrichtet den Dienst wirklich akzeptabel und steht gut im Federweg ohne abzusacken. Dennoch könnte die Gabel etwas sensibler ansprechen – vor allem, um mit dem Hinterbau besser zu harmonieren. Der Viergelenker arbeitet in Zusammenspiel mit dem Float-X-Performance-Dämpfer extrem feinfühlig und bügelt selbst die kleinsten Unebenheiten weg. Das kostet aber Antriebsneutralität, denn der Hinterbau wippt bereits beim normalen Fahren. Erst mit dem Verstellen der Druckstufendämpfung auf „Medium“ oder gar „Firm“ lässt sich das Ghost SL AMR X 7 stabil ohne Pedaliereinflüsse bewegen. Daher ist der Griff zum Verstellhebel am Dämpfer vor jeder Auffahrt Pflicht.  Eventuell fehlt hier eine Optimierung für den Dämpfer, der durch die vergrößerte EVOL-Luftkammer sensibler arbeitet als das Standard-Modell. Wie bereits erwähnt, war die Dämpfer-Abstimmung seitens Ghost und Fox im Test-Bike aus der Vorserie noch nicht endgültig. Für die finale Version des SL AMR X 7 wird noch an einem  optimalen Setting gearbeitet.

Außerdem fiel während des Tests auf, dass der Hinterbau leicht verwindet, was gerade bei schweren Fahrern auffallen dürfte. Ghost verspricht zwar eine hohe Stabilität durch überdimensionierte Lager, versucht laut eigenen Angaben aber, die Flexibilität zu erhalten, damit der Viergelenker die Schläge nicht direkt ungefiltert an den Dämpfer weitergibt und sich den Weg in gewissem Maß suchen kann. Nichtsdestotrotz beeinflusst dieser Umstand die ansonsten guten Fahreigenschaften nur wenig.

Das Fahrwerk in Kombination mit den Reifen sorgt beim angedachten Einsatzzweck für ordentlich Grip und Komfort. Vor allem überrascht der neue Nobbi Nic mit guter Traktion, ordentlicher Selbstreinigung und geringem Rollwiderstand. Dennoch kommt der Reifen bei harten, schnellen Abfahrten wie beispielsweise beim (leichten) Enduro-Einsatz schnell an die Grenzen und kann im direkten Vergleich zum Maxxis High Roller II nicht mithalten. Allerdings ist das Ghost SL AMR X 7 auch nicht für diese Verwendung vorgesehen. Daher fällt die Reifenwahl an dem neuen All Mountain entsprechend stimmig aus. Während unserer Testphase gab es auch keinen Platten oder andere Probleme mit dem Nobbi Nic in der verbauten Ausführung.

Auch die Shimano-XT-Bremse hinterließ einen akzeptablen Eindruck, weist aber eine Eigenheit auf: Der guten Performance und Einstellbarkeit steht ein minimal wandernder Druckpunkt gegenüber. Letzterer verändert sich unabhängig von Temperatur und Nutzungsdauer. Zwar variiert der Druckpunkt nur geringfügig, aber gerade bei schwereren Fahrern spürbar. Das trübt den Fahrspaß etwas – vor allem dann, wenn auch noch lange, komplizierte Abfahrten gemeistert werden müssen, da die Sensibilität der Bremse leicht abnimmt. Dieser Umstand ist kein Einzelfall und ist scheinbar ein Merkmal des Shimano-Modells, weil es an zwei anderen Testrädern ebenfalls vorzufinden war. Objektiv betrachtet funktioniert die Bremse aber problemlos, nur passt diese Eigenheit nicht wirklich zu den ansonsten soliden XT-Komponenten. Shimano Europe hat sich zu dem Phänomen bereits geäußert:

Die große Mehrheit der Nutzer erlebt unter allen denkbaren Umständen exzellente Bremsperformance, lediglich sehr erfahrene Anwender können unter Umständen minimale Variationen im Bremsgefühl wahrnehmen, wenn bei der Montage und beim Setup geringe Abweichungen auftreten. Daher raten wir Fahrern, bei denen ein solcher Fall auftritt, sich an ihr nächstgelegenes SHIMANO Service Center zu wenden.

Abschließend müssen wir noch Kritik an der Vario-Sattelstütze von Kind Shock äußern: In der Regel funktioniert das Modell ordnungsgemäß, hakt aber im eingefahrenen Zustand öfters und lässt sich dann nur durch Gegendruck oder Ziehen wieder ausfahren. Außerdem könnte der Hub länger ausfallen, was die Fahreigenschaften nochmals verbessern würde.

Fazit

Das Ghost SL AMR X 7 überzeugt als echtes Allround-Talent und kann nicht nur auf einer langen Tour bequem gefahren werden, sondern trumpft auch mit einem hervorragenden Vortrieb und exzellenten Klettereigenschaften auf. Doch auch bergab hinterlässt das All Mountain durch das agile Fahrverhalten und das Fahrwerk in Kombination mit dem neuen Nobbi Nic einen guten Eindruck. Gerade der Hinterbau schluckt auch die kleinste Unebenheit, arbeitet aber fast schon übersensibel und neigt daher schnell zum Wippen. Zudem harmoniert der Viergelenker nicht hundertprozentig mit der vergleichsweise straffen Gabel. Hier will Ghost aber für die Serie weiter optimieren.

Das Vorserienmuster wies noch ein paar kleine Mängel in Form einiger nicht ganz sauber umgesetzter Schweißnähte sowie die fehlenden Gummierungen an den Ein- und Ausgängen für die Leitungen beziehungsweise das daraus resultierende Klappern der Züge auf. Das soll laut dem Hersteller bei der Serie jedoch nicht mehr der Fall sein.

Ansonsten passt die Kind-Shock-Sattelstütze nicht optimal zu der restlichen Ausstattung des Bikes, erfüllt den Zweck aber mit geringfügigen Einschränkungen dennoch ordnungsgemäß. Kritik auf hohem Niveau müssen wir gegen die XT-Bremse äußern: Zwar stimmt die Leistung, aber der leicht wandernde Druckpunkt könnte manch einen etwas stören. Allerdings gehen wir davon aus, dass diese Eigenheit erst merklich in den Vordergrund tritt, wenn das Fahrergewicht etwas höher liegt.

Insgesamt betrachtet weist das Ghost SL AMR X 7 viele Vorzüge auf und zeigt nur wenige Schwächen. Wer also ein vielseitiges All Mountain sucht, sollte das neue Modell der Bayern in die engere Auswahl einbeziehen. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 3.299 Euro.

Die abschließende Wertung gilt für das von uns getestete Modell aus der Vorserie. Bei Gelegenheit schauen wir uns die finale Variante an und passen die Beurteilung gegebenenfalls noch einmal an.

Vorläufige Wertung

80%
80%
Gut
  • Design / Optik
    9
  • Ausstattung
    7
  • Fahrwerk
    8
  • Downhill-Performance
    7
  • Uphill-Performance
    9
  • Touren-Tauglichkeit
    9
  • Gewicht
    8
  • Steifigkeit
    7
  • User Ratings (10 Votes)
    7.1
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Ein Kommentar

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