Die Acros ED Race Carbon gehören zu den günstigsten Enduro-Laufrädern aus Kohlefaser, sind laut dem Hersteller aber robust aufgebaut, weshalb auf eine Gewichtsbeschränkung verzichtet wurde. Außerdem bringen die ED-Modelle erfreulich wenig Gewicht auf die Waage und bieten trotz des günstigen Preises einige besondere Features. Wir haben die Laufräder einige Monate lang ausführlich getestet.
Ein Mountainbike bietet viel Potenzial zur Optimierung, um die Performance auf dem Trail zu verbessern. Neben der Ergonomie oder der Individualisierung vom Cockpit, liegt der Fokus in der Regel auf der Gewichtsreduzierung. Vor allem ein Upgrade auf leichtere Laufräder kann einen wesentlichen Einfluss auf die Fahreigenschaften haben, denn mit weniger rotierender Masse beschleunigt das Bike bei gleichem Krafteinsatz besser und fühlt sich allgemein agiler an. Gerade die Carbon-Modelle liefern meist die größte Gewichtsersparnis. Zu den leichtesten Alternativen für den Enduro-Einsatz gehören beispielsweise die Acros ED Race Carbon, die zudem noch sehr günstig sind.
Wir haben diese Laufräder über mehrere Monate an unserem Enduro getestet und waren dafür nicht nur im Bikepark und unseren Hometrails unterwegs, sondern auch noch auf den Strecken rund um Nauders. Dabei mussten die Acros ED Race Carbon starken Belastungen widerstehen. Ob die Laufräder überzeugen konnten, erfahrt ihr in diesem Review.
Acros ED Race Carbon: Spezifikationen unserer Testversion
- Nabe: Acros Nineteen ED Boost
- Speichen: Sapim CX-Ray / J-Bend
- Speichenanzahl: 28
- Felgenbreite: 29 mm (innen)
- Material: Aluminium (Naben, Speichen) / Carbon (Felgen)
- Laufraddurchmesser: 27,5 Zoll
- Achsstandard: 15×110 mm (vorne) / 12×148 mm (hinten)
- Bremsscheibenaufnahme: 6-Loch
- Gewicht pro Satz (ohne Achsen): 1.425 g (gemessen, mit XD-Freilauf)
- Einsatzbereich: Trail / Enduro / Freeride
- Preis pro Satz: 1.199 Euro
Lieferumfang
Acros liefert die ED Race Carbon in einem nahezu neutralen Karton aus. Im Inneren stecken neben den Laufrädern selbst noch diverse Zettel mit Informationen zum Aufbau, dem Freilaufumbau und der Garantie.
Daneben liefert der Hersteller Tubeless-Ventile und -Band mit. Außerdem befindet sich ein Service-Kit mit Fett sowie Einstellwerkzeug für Freilauf und Achs-Lager im Zubehör-Paket.
Acros ED Race Carbon im Detail
Die Acros ED Race Carbon gehören eher zu den optisch unauffälligen Laufrädern, denn neben dem Hersteller-Schriftzug in rot und weiß kommt die Felge ohne weitere Decals daher. Lediglich auf der Nabe ist noch der Produktname eingelasert. Insgesamt wirken die Laufräder dadurch clean und zeitlos.
Acros-Nineteen-Nabe als leichte Basis
Das Herzstück der Acros ED Race Carbon stellen die hauseigenen Nineteen-Boost-Naben in der Enduro-Ausführung dar. Diese sind mit 145 respektive 240 Gramm für das Vorder- beziehungsweise Hinterrad entsprechend leicht und liegen auf einem Level mit den Top-Modellen von DT Swiss und Co. Angeboten werden die Naben in den Farben Schwarz, Rot und Blau.
Die Nineteen-Naben werden komplett in Deutschland gefertigt. Dafür greift Acros auf das Know-How sowie die Technik des Mutterkonzerns und Lagerspezialisten HWG zurück. Auf den CNC-Maschinen in Rennigen entstehen auch die Nabengehäuse aus 7075-Aluminium. Darin stecken speziell entwickelte Acros-Edelstahl-Schrägkugellager, die radiale und axiale Belastungen besser aufnehmen können. Die Verarbeitung der Nineteen ED Boost fällt daher entsprechend hochwertig aus.
Auf der Seite der 6-Loch-Bremsscheibenaufnahme bieten die Naben eine Vorrichtung zum Einstellen des axialen Lagerspiels. Ein passendes Werkzeug ist im Lieferumfang enthalten. Auch der Ratchet-Freilauf mit 38 Zähnen lässt sich einstellen. Hier kann der Nutzer nach Belieben zwischen drei Lautstärkemustern aussuchen. Ab Werk ist das mittlere Setting gewählt. Mit dem Einstellsystem lässt sich zwischen einem leisen Surren bis hin zum extrem lauten Laufgeräusch variieren. Der Umbau erfordert allerdings Werkzeug, ist aber insgesamt recht einfach zu bewerkstelligen.
Neben der Boost-Variante der Nineteen-ED-Naben gibt es noch die Standard-Ausführung in den geläufigen Maßen. Das gilt auch für die Acros ED Race Carbon. Diese Laufräder sind entsprechend als Non-Boost-Version erhältlich.
Breite Carbon-Felge nach aktuellem Trend
Im Enduro-Bereich hat sich inzwischen eine Felgenbreite von um die 30 Millimeter durchgesetzt. Daher verwundert es nicht, dass auch Acros auf eine solche Innenweite setzt. Letztere beträgt im Falle der verbauten i29-Carbon-Felge 29 Millimeter. Die Höhe liegt hingegen bei 27 Millimetern. Laut Hersteller ist dieses Maß optimal für Reifen mit einer Breite von 2,25 bis 2,5 Zoll.
Ansonsten weist die Felge aus Kohlefaser asymmetrische Bohrungen auf, was in günstigeren Speichenspannungen und einer höheren Stabilität des Laufrads resultiert. Zusätzlich soll die spezielle Form des Felgenbetts für einen optimalen Sitz des Reifens sorgen. Gerade beim Tubeless-Einsatz ist laut dem Hersteller bester Halt garantiert. Beim Felgenhorn setzt Acros auf das Hookless-Design, um einen höheren Schutz bei Durchschlägen zu erzielen.
Sapim-Messerspeichen und Laufradbau in Deutschland
Die Verbindung von Felge und Nabe stellen im Falle der Acros ED Race Carbon jeweils 28 Messerspeichen von Sapim in J-Bend-Bauweise her. Die CX Ray sind sehr robust und mit etwas über vier Gramm trotzdem leicht.
Eingespeicht werden die Acros ED Race Carbon von einem deutschen Laufradbauer, was eine hohe Qualität und Zuverlässigkeit versprechen soll.
Leichter Enduro-Laufradsatz ohne Gewichtsbeschränkung
Vor dem Praxis-Einsatz haben wir den Laufradsatz gewogen. Dabei kamen wir auf ein Gesamtgewicht von 1.425 Gramm inklusive XD-Freilauf. Dieser Wert ist nicht nur erfreulich gut, sondern liegt auch noch unter der Herstellerangabe von 1.449 Gramm. Trotz des leichten Aufbaus gibt Acros überraschenderweise keine Gewichtsbeschränkung an.
Für das Vorderrad haben wir ein Gewicht von 670 Gramm ermittelt. Abzüglich Nabe und Speichen wiegt die Felge rund 400 Gramm. Das Hinterrad brachte 755 Gramm auf die Waage. Auch hier ergibt sich ein Felgengewicht von etwas unter 400 Gramm.
Praxis
Verarbeitung
Bevor wir die Acros ED Race Carbon verbaut haben, wurden die Laufräder natürlich umfangreich begutachtet. Dabei fiel vor allem die hohe Verarbeitungsgüte auf. Auch gab es keine Beanstandungen bezüglich des Aufbaus und der Speichenspannung. Somit konnten wir die Laufräder ohne Nachbearbeitung direkt an unser Test-Bike schrauben.
Montage, Reifen und Testbike
Während des Testzeitraums haben wir die Acros ED Race Carbon mit den Maxxis High Roller II und den Ethirteen TRS(+) bestückt. Alle Reifen wurden dabei Tubeless genutzt. Dank beiliegendem Zubehör war der Umbau auf das schlauchlose System schnell durchgeführt. Der Aufwand hielt sich dabei in Grenzen, denn dir Reifen saßen gut in der Felge und hielten die Luft zuverlässig, ohne, dass eine Pumpe mit Luftspeicher eingesetzt werden musste.
Gefahren wurde der Laufradsatz auf unserem Testbike – dem Alutech Fanes 5.0. Das Enduro ist ein echter Allrounder und für die Tour genauso wie für den Bikepark geeignet.
Auf dem Trail
Schon auf den ersten Metern zeigt sich das geringe Gewicht der Laufräder: Im direkten Vergleich zu den Hope Tech 35W mit weit über zwei Kilogramm wirkt das Bike mit den Acros ED Race Carbon deutlich spritziger, vortriebsstärker und beschleunigt bei gleichem Kraftaufwand spürbar besser. Gerade bei langen Uphill-Abschnitten zeigt sich die deutlich reduzierte, rotierende Masse als Vorteil, denn Anstiege lassen sich besser bewältigen. Mit leichteren Reifen ließen sich die Fahreigenschaften nochmals verbessern, allerdings müssen dann auch ein geringerer Pannen- und Durchschlag-Schutz in Kauf genommen werden.
Bergab überzeugten die Acros ED Race Carbon dann mit einer hohen Agilität und Spurtreue. Zwar sind die Laufräder steif und setzen Lenkvorgänge präzise um, bieten aber immer noch genügend Flex, um ein gewisses Maß an Komfort zu erhalten. Im Downhill-Einsatz zeigt sich dann auch die Lautstärke und das Klangbild des Freilaufs. Das Ratchet-System von Acros gehört ganz klar zu den auffälligeren Lösungen – selbst in der mittleren Einstellung. Wer will, kann den Sound noch etwas reduzieren oder verstärken. Damit weist Acros ein Feature vor, das vielen teureren Mitbewerbern fehlt.
Die breite Carbon-Felge stützt die Reifenflanke gut ab, was in einem angenehmen Seitenhalt resultiert und vor allem Burping oder das Einknicken der Seitenwand minimiert. Davon profitiert das Fahrverhalten: Gerade im Grenzbereich wirkt der Reifen stabiler und ist angenehm traktionsstark.
Haltbarkeit
Natürlich haben wir die Acros ED Race Carbon nicht geschont und auch im Bikepark sowie auf zahlreichen Enduro-Trails ausprobiert. Der Härtetest erfolgte auf den Strecken rund um Nauders.
Dort gab die Felge des Hinterrades aufgrund eines harten Durchschlags auf einem scharfkantigen Stein nach. Dabei ist allerdings zu beachten, dass das Systemgewicht bei rund 120 Kilogramm lag und der Einschlag bei hoher Geschwindigkeit erfolgte. Entsprechend hoch fiel die Belastung auf das Laufrad aus. Das Ergebnis war ein Riss in der Felge, jedoch ohne Luftverlust. Zudem konnten wir problemlos weiterfahren. Allerdings gilt hierbei zu beachten, dass andere Carbon-Felgen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls gerissen wären. Eine Alufelge hätte hier sicherlich auch einen Riss oder zumindest eine größere Delle davongetragen.
Ersatz wurde von Acros allerdings schnell geliefert. Das zweite Laufrad hielt dann bis zum Zurücksenden der Testmuster ohne Probleme durch. Insgesamt betrachtet sind die ED-Race-Carbon-Laufräder robust und widerstehen hohen Belastungen. Während der Testmonate gab es keinerlei Probleme mit schwankender Speichenspannung oder der Haltbarkeit der Lager.
Fazit
Acros liefert mit dem ED Race Carbon einen wirklich hervorragenden Laufradsatz zum Nachrüsten ab, der sich durch ein erfreulich geringes Gewicht, eine cleane Optik und ein umfassendes Feature-Set auszeichnet. Auch die Fahreigenschaften können genauso wie die Verarbeitungsqualität überzeugen. Ein weiterer Pluspunkt ist der umfangreiche Lieferumfang. Abgerundet wird das sehr attraktive Gesamtpaket durch eine gute Haltbarkeit.
Negative Punkte lassen sich an den Acros ED Race Carbon nicht finden – vor allem in Anbetracht des günstigen Preises. Einzig der Wechsel des Freilaufs, der nicht werkzeuglos erfolgen kann, muss als kleiner Kritikpunkt aufgeführt werden.
Die Beschädigung der Felge ist hingegen eher aus einem unglücklichen Umstand heraus entstanden. Zudem hätten deutlich teurere Mitbewerber mit hoher Sicherheit ähnliche Schäden davongetragen. Ohnehin gilt zu bedenken, dass Carbon-Felgen bei starker Überbelastung reißen beziehungsweise brechen. Aluminium reagiert darauf eher mit Dellen und Verformungen.
Alles in allem sind die Acros ED Race Carbon ein absolut empfehlenswertes Upgrade für ein Enduro, um die Fahreigenschaften zu verbessern. Erst recht, wenn der Preis mit einbezogen wird: Die Laufräder kosten mit 1.199 Euro nur marginal mehr als High-End-Aluminium-Modelle, sind dabei gleichzeitig merklich leichter und immer noch deutlich günstiger als vergleichbare Carbon-Ableger diverser Mitbewerber.
Aufgrund des insgesamt hervorragenden Gesamteindrucks vergeben wir unsere Preis-Leistungs-Empfehlung an die Acros ED Race Carbon:
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An dieser Stelle möchten wir Acros für die Bereitstellung der ED Race Carbon danken!
Wertung
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Gewicht10
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Steifigkeit9
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Haltbarkeit9
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Verabeitung10
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Fahreigenschaften10
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Belastbarkeit9