Der Fox DHX2 Factory gehört zu den teuersten Stahlfederdämpfern am Markt und soll maximale Performance mit einer großen Bandbreite an Einstellmöglichkeiten sowie einem moderaten Gewicht kombinieren. Dazu hat der Hersteller das „Rod Valve System“ (RVS) als Dämpfung mit 4-Wege-Verstellung integriert. Zusammen mit den leichten SLS-Federn soll so ein optimales Gesamtpaket entstanden sein. Ob Fox das Versprechen halten kann, durften wir fast eine Saison lang testen.
Fox präsentierte mit dem DHX2 für das Modelljahr 2016 einen brandneuen Stahlfederdämpfer, der nicht nur in enger Zusammenarbeit mit dem Santa-Cruz-Syndicate-Team entstanden ist, sondern mittlerweile zu den beliebtesten Federbeinen im Downhill-Bereich gehört. Inzwischen sind weitere Optimierungen vorgenommen worden, die den Einsatzbereich und die Performance weiter verbessern sollen. Dadurch richtet sich der Fox DHX2 Factory mit dem Climb-Switch als Alternative zu Luftfederdämpfern auch an Enduro und Trail-Fahrer.
Speziell die 4-Wege-Verstellung der Dämpfung ist ein Highlight der gesamten X2-Serie und sorgt für eine massive Bandbreite an Einstellmöglichkeiten. Die RVS-Lösung kommt somit im bereits von uns getesteten Float X2 und dem DHX2 mit Stahlfeder zum Einsatz. Im Kern bieten beide Dämpfer daher zwar identische Technik, differenzieren sich aber ungemein. Wo genau die Unterschiede liegen und wer mit dem Fox DHX2 Factory gut beraten ist, klären wir in diesem Artikel.
Erhältliche Varianten (MY 2019 mit 2-Pos-Hebel)
- 200 mm x 57 mm (2-Pos-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
- 216 mm x 63 mm (2-Pos-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
- 230 mm x 60 mm (2-Pos-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
- 230 mm x 65 mm (2-Pos-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
- 250 mm x 75 mm (2-Pos-Hebel, HSC/LSC, HSR/LSR)
Lieferumfang
Der Fox DHX2 Factory kommt in dem herstellertypischen Karton zum Kunden. Mitgeliefert wird nur der Dämpfer ohne Feder, denn diese muss separat bestellt werden. Daneben steckt ein Tool zum Einstellen der Dämpfung, ein Logo-Aufkleber und das obligatorische Handbuch im Karton. Ein Tuning-Guide und eine Federhalterung gehören ebenfalls dazu. Die auf dem folgenden Bild verbauten Buchsen müssen separat bestellt werden.
Der Fox DHX2 Factory im Detail
Der Fox DHX2 Factory reiht sich optisch klar erkennbar in die Gattung der Stahlfederdämpfer ein und zeigt daher die bekannten Merkmale: Im oberen Bereich befindet sich der Ausgleichsbehälter mit dem Verstellmechanismus der Dämpfung und das Gewinde für den Federteller zum Vorspannen.
Darunter folgt ein weiterer Teil der Hülle für das RVS-System und die Kolbenstange. Letztere wurde mit einer Ti-Nitride-Beschichtung für eine längere Haltbarkeit und minimierte Reibung veredelt. Unten auf der Kolbenstange sitzt der Anschlagpuffer aus Gummi.
RVS-Dämpfung mit massivem Einstellbereich
Beim Fox DHX2 Factory kommt das Rod-Valve-System – kurz RVS – als Dämpfung zum Einsatz. Das Funktionsprinzip ist recht simpel: Beim Einfedern wird Öl durch die Druckstufe hinter den Hauptkolben gedrückt. Federt der Dämpfer aus, funktioniert das Ganze dann umgekehrt: Das Öl wird dabei allerdings durch die Zugstufendämpfung gepresst. Da der Hauptkolben bei dem Vorgang quasi als Pumpe agiert und das Öl durch Ventile drückt, soll im Inneren ein geringer Druck herrschen, was der Kavitation massiv entgegenwirkt.
Einstellen lassen sich dank RVS nicht nur die High- und Low-Speed-Druckstufe, sondern auch High- und Low-Speed-Zugstufe. Die Low-Speed-Einstellung erfolgt dabei über ein Nadelventil. Die High-Speed-Druck- und -Zugstufe werden über eine Feder gesteuert, die auf ein Shim-Stack drückt. Außerdem befindet sich im Hauptkolben eine Art „Blow-Off“-Ventil, das nur unter extremen Belastungen öffnet. Hierfür setzt Fox ebenfalls auf ein Shim-Stack.
Folgende Dämpfungseinstellungen stehen zur Verfügung:
- High-Speed-Druckstufe (HSC): ermöglicht, das Federverhalten des Dämpfers bei stärkeren Stößen, Landungen nach Sprüngen und an kantigen Hindernissen zu steuern.
- Low-Speed-Druckstufe (LSC): ermöglicht, das Federverhalten des Dämpfers bei Verlagerungen des Fahrergewichts, beim Springen und bei langsamer Krafteinwirkung zu steuern.
- High-Speed-Zugstufe (HSR): ist dafür verantwortlich, dass der Dämpfer schnell nach stärkeren Stößen und an kantigen Hindernissen ausfedert, um nachfolgende Schläge zu absorbieren.
- Low-Speed-Zugstufe (LSR): ist dafür verantwortlich, um das Federverhalten des Dämpfers bei Bremswellen, beim Pedalieren und bei Fahrten in Schräglage zu steuern, wenn zusätzliche Traktion benötigt wird.
Fox verspricht durch das Rod Valve System (RVS) einen nahtlosen Dämpfungsübergang, ein schnelleres Ansprechen des Dämpfers, mehr Kontrolle und einen höheren Fahrkomfort. Dieses System setzt aber einen deutlich höheren Abstimmungsaufwand voraus, den der Hersteller mit den beiliegenden Setup-Guides inklusive empfohlenen Einstellungen erleichtern will.
Stahlfeder als weitere Setup-Komponente
Neben der 4-Wege-Dämpfungseinstellung kann der Fox DHX2 Factory über die Feder eingestellt werden. Dabei ist nicht die Art entscheidend, sondern die Härte. Je nach Fahrergewicht und Einsatzzweck stehen verschiedene Ausführungen zur Auswahl, die separat erworben werden müssen. Dafür bietet Fox zwei Federn an: Die SLS-Version (Super Light Steel) ist die besonders leichte Top-Ausführung, die dank diverser Optimierungen wie der speziellen Oberflächenbehandlung und dem spannungsreduzierenden Herstellungsverfahren größeren Belastungen widersteht. Dadurch konnte der Hersteller Material sowie Federwindungen einsparen und das Gewicht senken. Dementsprechend liegen die SLS-Federn hinsichtlich des Gewichts nahe an Titanfedern, sind aber immer noch günstiger.
Die zweite Variante sind die Standardfedern, die schwarz gehalten und zudem schwerer sind. Leistungstechnisch gibt es keine Unterschiede zwischen den beiden Typen.
Vor- und Nachteile der Stahlfeder
Gegenüber den Luftfederdämpfern bringen die Coil-Shocks in der Theorie einige Vorteile mit sich. Dazu gehören vor allem das feinfühlige Ansprechverhalten und die lineare Kennlinie. Zudem entfallen auf Seite der Feder die kompletten Dichtungen, die Reibung erzeugen und im schlechtesten Fall durch Schmutz oder Schäden zu Problemen bei der Funktion des Dämpfers führen können. Somit zeigt sich der Fox DHX2 auf dem Papier etwas wartungsärmer.
Aber auch die Luftfederdämpfer können einiges besser. So fällt die Abstimmung durch den Druck mittels Pumpe besonders schnell, präzise und einfach aus. Das umständliche Wechseln zwischen (mehreren) Federn entfällt. Auch die Progression am Ende des Federwegs ist höher, was je nach Federbein und Hinterbau-Charakteristik mehr Reserven bedeuten kann. Zudem kann die Luftkammergröße mit Spacern und damit die Kennlinie weiter angepasst werden.
Praxis
Getestet wurde der Fox DHX2 Factory am Alutech Fanes 5.0. Beim Setup hielten wir uns an die Herstellervorgabe. Im Laufe des Tests wurde natürlich noch weiter optimiert, sodass wir aufgrund des recht linearen Hinterbaus unseres Enduros am Ende eine höhere High- und Low-Speed-Compression eingestellt haben. Das Rebound-Setting lag hingegen nahe an der Empfehlung von Fox. Der SAG von 30 Prozent wurde mit einer 550er-Feder der SLS-Serie erreicht. Insgesamt haben wir knapp einen halben Tag in das Setup investiert.
In der von uns getesteten Konfiguration erreicht der Fox DHX2 Factory ein Gewicht von lediglich 820 Gramm und liegt damit knapp 300 Gramm über dem Float X2.
Einsatzgebiet
Zum Einsatz kam der Dämpfer über eine Saison lang bei allen Wetterlagen in diversen Bikeparks (Spicak, Geisskopf, Hahnenklee, St. Andreasberg, Leogang, Winterberg) mit vielen Wurzeln und Steinen sowie auf unserem heimischen Trail mit wechselndem Terrain.
Auf dem Trail
Bevor wir den Fox DHX2 Factory ausführlich auf dem ersten Trail testen konnten, mussten wir ein Transferstück zurücklegen. Dabei fühlte sich das Setup überraschenderweise recht träge an. Doch als es dann bergab ging, zeigte sich das Potenzial des Dämpfers: Der Hinterbau arbeitete so feinfühlig wie mit keinem Dämpfer zuvor und saugte förmlich alle Unebenheiten weg. Trotzdem war noch genug Feedback vorhanden, um den Untergrund ordentlich einschätzen zu können.
Insgesamt fühlte sich der Hinterbau des Alutech Fanes 5.0 richtig satt an. Das Bike klebte förmlich am Untergrund, was für Traktion und hohe Geschwindigkeiten sorgte. Dank der RVS-Dämpfung konnten wir mit der Druckstufeneinstellung das Setup soweit optimieren, dass der Hinterbau den Federweg weniger stark linear freigibt und damit Reserven für große Hindernisse bereitstanden. Bei starken Schlägen sorgt der eingebaute Gummi-Puffer für eine ordentliche Progression am Ende des Federwegs.
Im direkten Vergleich mit dem Float X2 zeigte sich der DHX2 aber bauartbedingt feinfühliger und sprach besser an. Dafür fehlt dem Stahfederdämpfer allerdings der Popp des Luftfeder-Pendants.
Bergauf wippte der Fox DHX2 Factory mit unserem Setup nur geringfügig. Dem wirkt der X2-Hebel im geschlossenen Modus souverän entgegen. Alle anderen Einstellungen bleiben unverändert.
Haltbarkeit
Den Fox DHX2 Factory haben wir nun eine ganze Saison lang gefahren und konnten bisher keinerlei Probleme feststellen. Das Federbein arbeitet nach wie vor sehr gut und bringt die gewohnte Performance. Auch bei der Dämpfung sind keinerlei Veränderungen festzustellen. Schmatzen und Tropfen blieben bisher auch aus.
Fazit
Der Fox DHX2 Factory ist unserer Ansicht nach einer der besten Stahlfederdämpfer am Markt – wenn nicht sogar der beste! Der High-End-Dämpfer liefert eine herausragende Performance selbst im härtesten Einsatz, was für maximale Traktion in allen Lagen sorgt. Auch das Ansprechverhalten liegt auf einem extrem hohen Niveau. Mit der großen Bandbreite an Einstellmöglichkeiten der 4-Wege-Dämpfung lässt sich ein individuelles Setup realisieren. Damit können Fahrer das Bike nicht nur sehr detailliert, sondern auch streckenabhängig konfigurieren. Gegenüber dem Float X2 sinkt auch der Wartungsaufwand, den die Luftkammer mit den dazugehörigen Dichtungen verlangt.
Um allerdings das passende Setup zu finden, muss sich intensiv mit der Abstimmung beschäftigt werden. Zwar bieten die Tuning-Guides von Fox bereits einen guten Ausgangspunkt, aber das persönliche Setting verlangt nach entsprechend ausgiebiger Zuwendung. Ansonsten fehlt dem Dämpfer bauartbedingt der Popp eines Luftdämpfers.
Nichtsdestotrotz überzeugt der Fox DHX2 Factory insgesamt auf ganzer Linie. Wer die höchste Performance aus dem Hinterbau seines Bikes kitzeln und maximale Traktion erzielen möchte, ohne viele Gedanken an eine übermäßige Wartung zu verschwenden, ist mit dem Dämpfer bestens bedient. Das Gesamtpaket kostet allerdings eine ganze Stange Geld, denn allein für den Fox DHX2 Factory mit X2-Hebel werden bereits 849 Euro (UVP) fällig. Hinzu kommt noch eine Feder, entweder als Standardausführung für 50 Euro oder als SLS-Version für satte 190 Euro.
Trotz des enormen Preises vergeben wir unsere Redaktionsempfehlung an den Fox DHX2 Factory, denn der Dämpfer überzeugt als einer der besten seiner Art!
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Über Fox Factory
Fox entwickelt seit 40 Jahren Performance-Federelemente für Motocross, Mountainbikes, Snowmobile, Offroad-Trucks und SUVs. Neben der aufwendigen Produktentwicklung ist der Rennsport der wichtigste Gradmesser für die Leistung und den Erfolg von Fox-Produkten. Der Gründer Bob Fox testete seine ersten Entwicklungen selbst in Motocross-Rennen. Heute stehen Fox-Athleten in allen Kategorien regelmäßig ganz oben auf dem Podest – ob bei Weltmeisterschaften oder Klassikern wie der Rallye Dakar. Fox Deutschland führt mit seinem Team von Federungstechnikern und Spezialisten für den Bereich Mountainbike den technischen Service, Schulungen und den Verkauf von Fox-Produkten für den Fachhandel durch. (Quelle: www.foxracingshox.de)
Wertung
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Performance10
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Ansprechverhalten10
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Gewicht8
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Einstellmöglichkeiten10
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Verarbeitung9
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Tuning-Guide9