Das Ghost Hybride ASX 6.7+ AL ist das Top-Modell der Serie und ein sportives E-Allmountain mit einigen interessanten technischen Lösungen. Als Herzstück des Bikes dient der CX-Motor von Bosch, der mit einem großen Akku, Mullet-Bereifung und straffen Rock-Shox-Fahrwerk kombiniert wurde. Ob das Gesamtpaket am Ende überzeugen kann, erfahrt ihr in diesem Test, denn wir durften das E-MTB einige Monate lang testen.
Gegen Ende 2019 hat Ghost mit dem Hybride ASX eine neue E-MTB-Familie vorgestellt, die auf dem Performance CX der vierten Generation von Bosch setzt. Zudem ist der Motor auch noch speziell in den Rahmen integriert um nicht nur einen großen Akku integrieren, sondern auch noch kürzere Kettenstreben umsetzen zu können. Außerdem wartet das Modell mit viel Federweg auf und bewegt sich damit schon in Richtung Enduro. Gepaart mit einer sportiven Geometrie und weiteren Features will das Ghost Hybride ASX 6.7+ AL für massig Fahrspaß auf dem Trail sorgen.
Das Ghost Hybride ASX 6.7+ AL im Detail
Der Rahmen des Ghost Hybride ASX 6.7+ AL ist bereits vom Lappiere Overvolt AM bekannt. Der Grund dafür ist, dass Ghost und Lappiere zur Accell-Gruppe gehören und deswegen auf die gleiche Plattform zurückgreifen können.
Optisch setzt der Hersteller auf ein massives Unterrohr und passt das Design der Ketten- und Sitzstreben daran an. Insgesamt wirkt der Rahmen des E-MTBs aber wuchtig und massiv. Dennoch ist es Ghost gelungen, ein homogenes Design zu erzielen.
Bei der Elektronik greift der Hersteller auf den aktuellen Bosch Performance Line CX der vierten Generation zurück, der mit 85 Newtonmetern über ordentlich Drehmoment verfügt. Dazu gibt es einen 625 Wattstunden großen Power-Tube-Akku, der vollintegriert im Unterrohr steckt. Gesteuert wird die Elektronik über das simple Purion-Display.
Bis hier hin gibt es eigentlich keine Überraschungen, allerdings ist der Motor leicht gedreht im Rahmen eingelassen, wodurch die Kettenstreben recht kurz gehalten werden können. Dadurch lässt sich auch der Akku von unten in das Unterrohr einschieben und mittels eines dicken Bolzens fixieren. Dementsprechend verzichtet der Hersteller auf ein Schloss und eine Klappe am Unterrohr. Die Positionierung des Akkus soll zudem den Schwerpunkt tief halten.
Motor und Akku sind aufgrund der tiefen Positionierung mit dicken Abdeckungen zum Schutz gegen Bodenkontakt versehen. Das braucht es aber auch, weil der Motor einfach sehr tief im Rahmen hängt und man deshalb oft an Hindernissen aufsetzt.
Geometrie
Der Rahmen verfügt über eine moderne, sportive Geometrie und bietet im Falle unseres Testmusters in Größe L einen Reach von 480 Millimetern. Der Lenkwinkel liegt bei 65,5 Grad und der Sitzwinkel bei 76 Grad. Erfreulich kurz fallen die Kettenstreben mit 440 Millimetern aus, was zumindest in der Theorie eine hohe Agilität des Bikes verspricht.
Die folgende Tabelle zeigt die Geometrie-Daten des Ghost Hybride ASX 6.7+ AL im Detail:
Rahmengröße |
S |
M |
L |
XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 390 mm | 430 mm | 470 mm | 510 mm |
Sitzrohrwinkel | 75 ° | 75,5 ° | 76 ° | 76,5 ° |
Obberrohrlänge | 584 mm | 611 mm | 633 mm | 661 mm |
Lenkwinkel | 65,5 ° | 65,5 ° | 65,5 ° | 65,5 ° |
Kettenstrebenlänge | 440 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm |
Reach | 425 mm | 455 mm | 480 mm | 510 mm |
Stack | 615 mm | 624 mm | 637 mm | 656 mm |
Federweg (Front/Heck) | 160/160 mm | 160/160 mm | 160/160 mm | 160/160 mm |
Laufradgröße (Front/Heck) |
29/27,5″ | 29/27,5″ | 29/27,5″ |
29/27,5″ |
Ausstattung
RockShox-Fahrwerk
Ghost setzt auf ein Rock Shox Fahrwerk bestehend aus Yari RC Dual Position an der Front und Deluxe Select Plus am Heck. Vorn und hinten stehen jeweils 160 Millimeter Hub zur Verfügung. Die Gabel lässt sich zudem auf 130 Millimeter absenken, um Anstiege besser bewältigen zu können.
Laudradkomponenten von Rodi, Fastace und Maxxis
Die Laufräder setzen sich aus einer Kombination aus Fastace-Boost-Naben und Rodi-Felgen mit 30 Millimetern-Breite zusammen. Ghost setzt aber auf einen Mullet Mix, sprich vorne ein großes 29 Zoll-Laufrad für besseres Überrollverhalten und hinten ein 27,5-Zoll-Modell für die nötige Wendigkeit und Stabilität. Die Reifen stammen von Maxxis. An der Front wurde der Minion DHF in 2,5 Zoll und am Heck der Rekon in 2,6 Zoll verbaut.
Formula-Cura-4-Bremse
Als Ausstattungs-Highlight sticht die Formula Cura 4 her, denn die Vierkolbenbremse ist eher selten als Grundausstattung an solchen Bikes zu finden. Dazu gibt es an Front und Heck jeweils 203 Millimeter große Rotoren.
Bosch Performance Line CX & Powertube 625
Die Basis des Ghost Hybride ASX 6.7+ AL bildet der Bosch Performance Line der aktuellen Generation, der inzwischen satte 85 Newtonmeter bereitstellt. Dazu bekommt der Käufer die Powertube-Batterie mit 625 Wattstunden an Kapazität. Gesteuert wird das System über das Purion-Display.
SRAM-Schaltwerk
Beim Antrieb kommt das SRAM-NX-Eagle-Schaltwerk mit 12 Gängen zum Einsatz. Hier gibt es aber auch wieder eine Besonderheit, denn als Trigger ist die Single-Click-Variante verbaut, mit der man jeweils immer nur einen Gang schalten kann. Das ist vor allem bei so einem starken Motor sinnvoll, um Kette und Ritzel beim Schalten unter Last nicht zu überfordern.
JD Dropper Post und spezieller Sattel
Abgerundet wird das Ausstattungspaket durch die JD-Dropper Post Vario-Sattelstütze mit 150 Millimetern Hub.
Gewicht
Mit den Specs kommt das Ghost Hybride ASX 6.7+ AL in Größe L auf ein Gewicht von 25,6 Kilogramm inklusive Stamp-2-Pedale von Crankbrothers.
Verarbeitung
Die Verarbeitung fällt insgesamt sehr gut aus. Einzig der Lack am Unterrohr ist sehr anfällig für Lackabplatzer durch Steinschläge. Hier sollte unbedingt eine Schutzfolie aufgebracht werden – und das optimalerweise ab Werk vom Hersteller.
Praxis/Fahreigenschaften
Getestet haben wir das Ghost Hybride ASX 6.7+ AL nicht nur ausführlich auf unseren lokalen Trails, sondern auch im Bikepark und im Mittelgebirge. Währenddessen haben wir das Bike natürlich nicht geschont und einige hundert Kilometer im rauen Gelände zurückgelegt.
Gute Fahreigenschaften bergab!
Hinsichtlich der Fahreigenschaften kann das Ghost Hybride ASX 6.7+ AL durchaus punkten, denn das Bike lässt sich agil bewegen und sorgt für eine Menge Spaß auf dem Trail. Durch den langen Reach in Kombination mit dem großen Vorderrad wird Laufruhe erzeugt und damit Sicherheit auch bei schnellen Abfahrten vermittelt.
Das Heck ist recht straff abgestimmt und bietet einen gewissen Popp. Damit bügelt das Fahrwerk zwar nicht alle Unebenheiten sauber weg, vermittelt aber das Gefühl, noch viel Reserven zu haben. Dazu passt auch die eher straffe Gabel, die für unseren Geschmack etwas feinfühliger arbeiten könnte.
Durch die hohe Front fällt die Sitzposition wirklich angenehm und nicht zu sportlich aus. Insgesamt sorgt das E-MTB vor allem bergab für hohen Fahrspaß.
Im Uphill mit leichten Schwächen
Wenn es steil wird, steigt die Front recht schnell nach oben, weshalb bergauf ein gewissen Fahrkönnen vorausgesetzt wird. Mit der absenkbaren Gabel wirkt man dem Umstand zwar etwas entgegen, die optimale Lösung ist das aber nicht. Unserer Ansicht nach eignet sich die Absenkung nur für lange Anstiege.
Ausstattung mit Verbesserungspotenzial
Mit der Formula Cura 4 gibt es ein wirkliches Ausstattungs-Highlight an dem E-MTB. Gefallen hat uns vor allem die gute Dosierbarkeit und Standfestigkeit der Bremse. Hier hat Ghost eine wirklich perfekte Wahl getroffen.
Allerdings wurde an anderer Stelle dafür gespart: So sind die restlichen verbauten Komponenten gemessen am Preis eher enttäuschend. Für einen Preis von knapp 5.000 Euro bieten anderer Hersteller einfach bessere Spezifikationen. Gerade, weil Ghost auf einen bestehenden Rahmen setzt, wäre hier ausstattungstechnisch sicherlich mehr möglich gewesen.
Daneben sind es die Details, die etwas besser hätten umgesetzt werden können. Das betrifft vor allem die Ladebuchse, die nur von der billig wirkenden Standardgummiklappe abgedeckt ist. Deren Handhabung fällt relativ frickelig aus und außerdem ist nicht immer sichergestellt, dass der Anschluss auch wirklich dicht ist.
Der Magnet für die Geschwindigkeitsmessung ist leider auch nur an der Speiche verbaut. Zwar setzt Ghost hier auf eine spezielle Halterung, mit der ein Verdrehen des Magnets verhindert werden soll, aber die Integration in der Bremsscheibe wäre einfach die elegantere und modernere Lösung gewesen.
Beim Einstellen des Cockpits ist uns auch aufgefallen, dass der Bremshebel und der Hebel der Vario-Sattelstütze über zwei separate Schellen verfügen, die sich nicht platzsparend kombinieren lassen. Zusammen mit dem Purion-Display ist es deshalb schwierig, eine gute Position zu finden, damit alle drei Elemente bequem erreichbar sind.
Auch der Sattel hat so seine Macken: Zwar ist das gute Stück bequem und passt auch wunderbar auf das Ghost Hybride ASX 6.7+ AL, aber die Qualität lässt etwas zu wünschen übrig, denn der untere Rand hat sich während der ersten Testrunden bereits gelöst. Das sieht einfach nicht schön aus und wird dem Preis nicht gerecht.
Als ein sehr nerviges Problem stellte sich der hintere Reifen heraus: Der Maxxis Rekon fällt für diese Bike-Kategorie einfach zu dünn aus und bietet nicht genügend Pannenschutz. Deshalb hatten wir im Verlauf des Tests auch oft mit einem Platten zu kämpfen, obwohl ein vergleichsweise hoher Luftdruck gefahren wurde.
Fazit
Ghost hat mit dem Hybride ASX 6.7+ AL ein E-MTB auf die Räder gestellt, das gerade bergab für viel Fahrspaß sorgt und mit Laufruhe sowie Agilität punkten kann. Auch der Motor punktet mit Power und gutem Fahrverhalten, denn der Bosch-CX ist eine hervorragende Wahl. Zusammen mit dem großen Akku sind auch einige Trail-Kilometer drin. Die restlichen Komponenten sind funktionell, stellen aber bis auf die sehr gute Formula-Bremse eher günstige Standardkost dar. Auch bei einigen Details hätte der Hersteller gerne auf bessere Lösungen zurückgreifen können. Alles in allem ist das Hybride ASX 6.7+ AL ein gutes E-MTB, dessen Preis-Leistung einfach besser sein könnte.
Für rund 5.000 Euro bekommt der gewillte Käufer ein funktionelles Gesamtpaket, das durch gute Fahreigenschaften punkten kann.
Positiv
+ Fahreigenschaften bergab
+ Bremse mit Power
+ Bosch Performance CX Gen. 4
+ Powertube 625
+ Straffes Fahrwerk
+ Geometrie
+ Verarbeitung
Negativ
- Preis-Leistung
- Ausstattung dürfte deutlich besser sein
- Front steigt im Uphill schnell
- Hinterreifen mit schlechtem Pannenschutz
- Einfacher Speichenmagnet
- Abdeckklappe der Ladebuchse